Dienstag, November 30, 2004

29 de noviembre de 2004

Im Vergleich zu manch anderen Tagen war dieser sehr unspektakulär. Das Einzige, das unter “nicht normal” fallen könnte ist, dass wir morgens bis um 9 Uhr eingeschlossen waren. Carol hat es wohl gut mit uns gemeint und uns vor eventuellen Einbrechern schützen wollen, als sie um 6.15h aus dem Haus gegangen ist und wir anderen noch geschlafen haben. Fürs ganze Haus gibt es zwei Schlüsselbünde, einen für die Haustür, einen anderen für die Hintertür und das Tor. Letzteren hab ich Carol gestern abend im Vertrauen gegeben, damit sie heute früh rauskommt. Irgendwie kam ihr aber noch in den Sinn, dass sie den anderen Schlüssel, also den von der Haustür, vorsichtshalber hinter dem Fernseher verstecken muss... Und als wir raus wollten, da war natürlich auch die Hintertür abgeschlossen. Heidi, unseren Schoßhund, haben wir dann durch die Gitterstäbe, die vor jedem Fenster sind, aufs “Klo” geschoben. Gott sei Dank ist das kein Riesenköter, sondern ein kleiner Springginkel (weiß jeder, was das ist?).
Shirley ist zum Glück aufgewacht, als Carol in den Startlöchern war. Weil sie alles mitbekommen hatte, war sie bei der Schlüsselsuche eine große Hilfe. Auf die Idee, einen Schlüssel hinterm Fernseher zu verstecken, kann wirklich nur Carol kommen. Um 9 Uhr hatten wir ihn dann wieder und etwa zur selben Zeit kam Aurora mit ihrem eigenen Schlüssel.
Nach dem Frühstück war großer Putztag. Das heißt, jedes Zimmer wird gründlich gereinigt, jedes Bad geschrubbt, der Garten aufgeräumt, Hundescheiße weggemacht, Dreckwäsche gewaschen undsoweiter. Es ist echt eine wahre Freude, den Mädels bei der Arbeit zuzusehen! Ich hab zugesehen und geschaukelt. Wie mies ich doch bin...
Nach dem Mittagessen hat sich der Garten auf ganz seltsame Weise in ein Moor verwandelt... Ich hab doch schon öfter von unserem Schwimmbecken erzählt... das ist heute beim Planschen in die Knie gegangen. Ein Eckdings ist in seine Einzelteile zerfallen und der gesamte Beckeninhalt samt Mädels hat sich in die Wiese ergossen. Spätestens da sahen sie dann aus wie begossene Pudel... Aurora wollte gleich heute noch den Schwimmbeckenreparierer anrufen, aber ich hab mir gedacht, dass die Mädels erstmal eine Planschpause zur Strafe einlegen müssen. Wenn man ihnen nämlich ne Weile beim Planschen zugeschaut hat, dann kann man sich an 5 Fingern abzählen, warum das Becken kaputt ist. Wenn sich alle 30 Sekunden ein Mensch auf eure Schultern stellen würde, um von dort irgendwohin zu springen, dann würdet ihr bestimmt auch zusammenbrechen.
Eigentlich wollte ich am späten Nachmittag einkaufen gehen, aber dann war soooo schönes Wetter, dass ich die Hängematte dem Einkaufswagen vorgezogen hab. Erst um 19 Uhr konnte ich mich dazu aufraffen, mich um Nahrungsmittel zu schlagen. Marta hatte sich kurzfristig dazu entschlossen, mit in den REAL zu kommen, so hatte ich fachmännische Unterstützung und viel Spaß. Trotz dieser netten Begleitung werde ich um diese Uhrzeit NIE mehr einkaufen gehen. Man könnte meinen, dass sich ganz Asunción in diesem Laden versammelt hat... Nach 2 Stunden standen wir dann mit zwei Einpack- und Ins-Auto-Räum-Jungs am Auto und haben erstmal Terere getrunken. Dasselbe dann nochmal nach dem Ausladen und dann nochmal nach dem Aufräumen. Was man nicht alles verbraucht in einer Woche... Spätestens am Freitag sieht man unserem Kühlschrank nicht mehr an, welche Qualen er heute leiden muss...

Montag, November 29, 2004

28 de noviembre de 2004

Heute ist meine größte Befürchtung Wirklichkeit geworden... auf einer Straße, an der normalerweise nie Polizisten stehen, ham se mich heute erwischt. Naja, nicht direkt erwischt, hab ja nix verbrochen, aber gefilzt ham se mich. Bin davor x Mal ungeschoren an ihnen vorbeigefahren, aber als ich dann meine ganze Baggage hinten drinsitzen hatte, da wollten sie alles wissen und alles sehen. Ich hatte soooo Bammel, dass ich nix verstehe, dass die Mädels mir andauernd reinquatschen, dass der Polizist meine missliche Lage ausnutzt undundund. Aber nichts ist geschehen – er hat mich nach mehrmaligem Nachfragen, ob das Auto auch wirklich Jens gehört und ob ich auch tatsächlich damit fahren darf (ich hab ihm extra ein Schreiben in die Hand gedrückt, in dem diese Frage eindeutig geklärt wird...) einfach so und ohne Schmiergeld weiterfahren lassen. Mir sind so viele Steine vom Herzen gefallen wie an dem Tag, als ich erfahren hab, dass ich das Staatsexamen bestanden hab!
Diese Fahrt begann bei Marta, bei der wir mal wieder zum Mittagessen waren. Es ist jedes Mal eine Erholung für mich, wenn ich die Kinder bei Leuten abliefern kann und mich nicht um alles kümmern muss. Heute war es besonders nett, weil Armando (Martas Mann) mir angeboten hat, zu einen Bekannten zu fahren, der Guampas herstellt. Das sind die Becher, aus denen Mate und Terere getrunken wird. Das Interessante an der Sache ist nicht nur die Produktion alleine, sondern v.a., dass der Bekannte von Armando Christ ist und auf jede Guampa einen Bibelvers oder sowas draufschreibt. Anscheinend betet er jeweils davor, um Gott zu fragen, was er draufschreiben soll... aber bei den vielen Guampas, die ich da gesehen hab, kann ich mir das nicht wirklich vorstellen. Hab mir eine gekauft mit Philipper 4,13 – Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht! Dann hab ich noch eine bestellt mit einem Spruch aus Daniel (ich glaub 6,26b oder so.) Die krieg ich dann zum Freundschaftspreis von 10000 Gs. Das sind etwas mehr als 1 Euro. Hoffentlich stürzen mich die Guampas und Bombillas und was es sonst noch alles gibt nicht in den Ruin...
Nach dem Godi waren die Mädels ziemlich aufgedreht und ich war froh, sie mit Hamburgern zum Schweigen bringen zu können. Mittlerweile liegen sie satt und zufrieden im Bett und wachen morgen hoffentlich nicht allzu früh auf.
Werd mich jetzt noch ne Runde raussetzen und den lauen Abend genießen. Ist schon komisch, am 1. Advent abends im Trägerkleid im Garten zu sitzen und zur Abkühlung Terere zu trinken... Ist in vier Wochen tatsächlich schon Weihnachten??? Nicht zu glauben!

Sonntag, November 28, 2004

Einbildung ist auch Bildung...

Ähmmm ja, hab gerade ein nees Foto bei web.de reingestellt, das ich vielleicht erklären sollte. Es handelt sich um einen LKW, der mir auf der Straße verkommen ist. Das, was hinten draufsteht heißt übersetzt: "Allein Gott kennt mein Schicksal" - dem kann man ja noch zustimmen, aber beim Folgenden fällt es mir doch etwas schwerer... "Das Hübscheste, das meine Mutter zustande gebracht hat, ist der Schönling, der diesen LKW fährt.". Beim Überholen hab ich mal einen Blick ins Fahrerhäuschen gewagt und dabei einen ganz verhutzelten, knollnasigen und einfach nicht wirklich hübschen Mann erblickt. Hoffen wir für die Mutter... Gott hat ihn trotzdem (gerade deshalb?) lieb!

27 de noviembre de 2004

Könnt ihr euch vorstellen, was es für mich heißt, einen Monat lang keine Ritter Sport-Schokolade essen zu können? Ich wusste nicht, dass mich das so plagen würde! Heute konnte ich diesem Problem Abhilfe schaffen.War mit ner Bekannten nämlich im deutschen Laden. Der heißt hier "casa rica", zu deutsch "leckeres Haus"... Ganz nebenbei ist auch noch alles schweineteuer für hiesige Verhältnisse - hab außer der Schoki noch Lebkuchen, Nutella(!!!!) und 1 Tüte Haribo für insgesamt 7 Euro gekauft. Aber manchmal muss man sich halt etwas gönnen.
Abends war ich in einem Jugendgottesdienst in der Innenstadt. Ist es nicht häufig so, dass mindestens die Hälfte der Leute aus den eigenen Reihen sind? Hier war das ganz anders. Aus der Veranstaltergemeinde waren vielleicht 10 da, die anderen 90 kamen aus umliegenden Gemeinden. Der Godi selber war anders, als ich es erwartet hätte, aber auch anders gut. Außer mir und vielleicht 5 anderen waren wirklich nur richtige Jungspünde da, kaum eine älter als vielleicht 16. Und bis auf die Predigt wurde auch alles von diesen Teenies organisiert. Der Lobpreis war der helle Wahnsinn - die schreien so nach ihrem Gott, sie gehen auf die Knie für ihre Generation... das will ich auch in Deutschland!!! Wo ist bei uns die Sehnsucht geblieben, die Hingabe, Ausdauer, Demut und das Schreien nach Gott? Ich weiß es nicht.
Hatte nach dem Godi furchtbar schrecklich viel Spaß mit 2 Jugendlichen und einer amerikanischen Missionarin, die auch in meinem Alter ist. Wir haben versucht, uns gegenseitig Popcorn (heißt hier Pororo) in den Mund zu schmeißen und wie oft wir getroffen haben, das kann man einer Hand abzählen. Ham uns für nächste Woche verabredet, um ins Kino zu gehen. Nachmittags, weil die zwei Jugendlichen um 20h daheim sein müssen, es sei denn, sie sind im Godi.
Morgen ist schon wieder Sonntag, d.h., dass Aurora ihren freien Tag hat und ich die Mädels irgendwie bei Laune halten muss. Mal sehen, wen wir morgen mit unserer Anwesenheit beglücken. Oder soll ich es wagen, den ganzen Tag mit den Mädels alleine zuhause zu bleiben? Warten wir erst mal das Wetter morgen ab.

Samstag, November 27, 2004

Fotos

Hab vergessen euch zu sagen, dass ich bei web.de ein Fotoalbum eingerichtet hab, auf das jeder zugreifen kann. www.fotos.web.de/godisincontrol
Nach und nach mach ich da ein paar Bilder rein.

26 de noviembre de 2004

Es wurde sogar noch ziemlich sonnig heute! Und heiß... Dummerweise hat das Wetter auch den Schnaken gefallen. Was noch viel blöder ist: den Schnaken schmeckt mein Blut. Jetzt seh ich aus wie ein Streuselkuchen, hab an den unmöglichsten Stellen Stiche (auf dem Popo und auf der Fußsohle). Ich weiß echt nicht, wie ich gegen diese Viecher noch ankommen soll - nachts steck ich so Insektenzeug in die Steckdose, tagsüber creme ich mich ständig mit so Autanverschnitt ein und mit Mentholzeug von Aurora. Das hilft leider nur in den ersten 5 Minuten nach dem Auftragen. Jetzt muss ich mich die ganze Zeit zusammenreißen, dass ich net ganz so doll kratze. Die Stiche sind nämlich von einem anderen Kaliber als in Deutschland und werden riesengroß, wenn man kratzt.
Aurora arbeitet noch in einem anderen (staatlichen) KIinderheim, und dort war heute Zeugnisvergabe. Um dorthin zu kommen, muss man durch die halbe Stadt. Heute hieß das auch noch Feierabendverkehr. In Asuncißon kann man das eigentlich nicht mehr Verkehr nennen, sondern nur noch Riesenchaos. Jeder fährt noch mehr wie er will, als sonst...
Vielleicht könnt ihr euch noch an meine ersten Tage hier erinnern, als ich schon Kontakt mit der Polizei hatte. Da ich nicht unbedingt das Bedürfnis habe, diese Institution näher kennenzulernen, meide ich grundsätzlich eine bestimmte Straße, weil da immer Polizeikontrollen sind. Auch sonst läuft man häufig Gefahr, in eine dieser Kontrollen hineinzugeraten... Ich bin heute dreimal haarscharf entkommen! Nicht, dass ich was auf dem Kerbholz hätte, das nicht. Aber wenn die merken, dass ich Deutsche bin (und das merken die, sobald ich auch nur einmal den Mund aufmache...), ziehen die mir nur so das Geld aus der Tasche. Christiane hat mir erzählt, dass die Polizisten in Paraguay eigentlich nicht von ihrem Lohn leben, sondern von dem Schmiergeld, das sie tagtäglich einstreichen.
Bei der Zeugnisvergabe vorhin hab ich eine junge Kanadierin kennengelernt, die in einem anderen Kinderheim ein Voluntariat macht. Wir haben Telefonnummern ausgetauscht, vielleicht unternehmen wir mal was gemeinsam.
Morgen ist endlich Samstag - mein fast ganz freier Tag! Um 13.30h fahr ich alle Kinder zu Martha in die Bibelstunde, leg mich dort in den Schatten und danach fahr ich mit Martha in die Stadt in einen Laden, in dem es nur deutsche Sachen gibt. Mal sehen, ob mir etwas in die Tasche hüpft. WEnn wir den Laden durchbummelt haben, dann wird es wahrscheinlich auch schon Zeit für den Jugendabend, der jeden Samstag ist. Morgen findet er allerdings nicht wie gewohnt in San Lorenzo statt, sondern im Zentrum von Asunción. Alle Jugendlichen aus allen Gemeinden sind eingeladen. Man könnte das dann wahrscheinlich Jugendgottesdienst nennen. Freu mich wirklich schon drauf, mal ein paar Stunden für mich zu haben!

Freitag, November 26, 2004

Weltschmerz ade!

Genau das wollt ich euch nur kurz mitteilen (da der Tag noch jung ist, gibt's sonst nix...), dass ich wieder guter Dinge bin. Keine Ahnung, was mich gestern gepackt hat... Jedenfalls hab ich abends mit Aurora zusammen noch gebetet und ein bisschen geheult. Das hat geholfen. Und das WEtter passt sich meiner Stimmung auch langsam an - es ist nur noch etwas wolkig...

Donnerstag, November 25, 2004

25 de noviembre de 2004

Bei euch ist der Tag schon wieder rum. Ich würd sooo viel dafür geben, wenn das bei mir auch der Fall wäre! Die Kinder trifft keine Schuld, die waren heut ganz toll. Aber irgendwie hab ich schon den ganzen Tag schlechte Laune. Seit ner Weile hab ich auch ne Vermutung, was der Grund dafür sein könnte... Ich glaub, ich hab zum ersten Mal in meinem Leben Heimweh. Gerade, wo ich dieses Wort schreibe, laufen mir voll Tränen übers Gesicht... Ich würd so gern mal wieder was unternehmen, würd so gern mal wieder mit Freunden telefonieren oder wenigstens mal länger als 5 Minuten mit jemandem sprechen, der nicht nur spanisch kann! Es ist so anstrengend, wenn man die Sprache nicht beherrscht und wenn man keinen hat, der einem zuhört. Ich möchte mit meinen Freunden zusammen vor Gott kommen, ihm mein Herz ausschütten und mich in seinen Armen bergen. Ich möchte auch endlich mal wieder zur Ruhe kommen - das ständige Theater hier im Haus macht mich ganz kirre. Manchmal. Heute.
Mit Aurora konnt ich heut irgendwie auch nix anfangen, wir ham uns die ganze Zeit nur missverstanden und aneinander vorbeigeredet. Scheiße man!
Ich komm mir hier manchmal vor wie im Gefängnis. Die Verantwortung, die ich für die Mädels hab, die wird mir langsam glaub zu groß... Ich wünsch mir so, mich wenigstens ein bisschen frei bewegen zu können. Aber alleine ist das auch nicht so toll. Diejenigen, die ich hier kennengelernt hab, müssen meistens arbeiten und haben kaum Zeit. Am Samstag komm ich hier mal raus. Ab 16h bin ich unterwegs. DA freu ich mich echt schon riesig drauf!
Bitte betet dafür, dass das heute eine Ausnahme war! Ich hab keine Lust auf Weltschmerz und Heulerei. Schreib morgen wieder.

24 de noviembre de 2004

Heute nur ganz kurz, weil schon spät... Hatten gerade wieder Gebetstreffen (heute ist tatsächlich Mittwoch) und Gott hat uns einiges aufs Herz gelegt. War ne sehr tolle Zeit mit viel Geist!
Noch eine kleine Kuriosität zum Schmunzeln... hab Carolina zur Seelsorge gefahren, und auf dem Rückweg hat mich so ein Minimofa von hinten bedrängt. Da die Straße ziemlich eng ist und andauernd Gegenverkehr kam und überall alles voll ist mit mehr oder weniger tiefen Schlaglächern, konnte ich erstens nicht schneller fahren und zweitens das Mofadings mich nicht überholen. Mir war das ja egal, aber dem Mofadingsfahrer wurde das wohl irgendwann zu blöd. Der erste Schreck kam von seiner Hupe - die glich nämlich eher der eines LKW, als der eines Mofadingens... Der zweite Schreck folgte dem ersten auf dem Fuß.... rechts überholen ist hier normal, dafür nimmt man auch einen Umweg über einen Acker in Kauf... Aber wie ihr seht - ich hab überlebt.
Das soll für heute genügen. Muss noch mein Bett umziehen - schlaf heute nacht im Büro, weil es in meinem Zimmer so stickig und heiß ist, dass man kaum atmen kann.
Ach ja, übrigens: es hat sich noch keiner bei mir gemeldet außer meiner Oma ;-)

Mittwoch, November 24, 2004

Die Bibel auf Gourani - nur etwas für Leute mit loser Zunge...

Nochmal kurz zu der Zungenverstauchsprache... es gibt sogar eine Übersetzung des Neuen Testaments davon. Hier ein kleiner Auszug (Mt 13, 15):

Ko'ãva ohenduve ramo jepe ndoikuaa mo'ãi, omañave ramo jepe ndohecha mo'ãi. Ko'ãva akãme ndoike véima mba'eve, omboty ijapysa ha umi hesa.
Peicha'ӯrõ, ikatúne ohecha ha ohendu, térã ojecha kuaa ha ojere ou che rendápe ipy'apy aipohano hagua.

(Auf das letzte g muss ein Schlängel, aber den Buchstaben gibt's hier nicht...)

Ich wurde schon kritisiert, dass ich euch verarsche. Das würde mir aber NIE einfallen! Diese Sprahe existiert wirklich! Ich würde mich doch nicht 30 Minuten hinsetzen, um mich mit so vielen Sonderzeichen beschäftigen, wenn nicht wirklich ein Sinn dahinterstecken würde.

23 de noviembre 2004

Pfui - ich hab mit Aurora gerade ein Bierchen gezischt. Das gehört sich doch nicht als Christ! Dass mir sowas passiert... ;-) Aber die Mädels hatten wir schon ins Bett verfrachtet, sodass sie nix mitbekommen haben, und ins Büro dürfen sie sowieso nicht einfach so.
Ich finde, wir hatten uns das kühle Bier auch verdient! Schließlich haben wir die Mädels den ganzen Tag bei Laune gehalten... und das bei einer ganz dollen Hitze.
Aurora und ich haben beide gedacht, dass heute Mittwoch ist (wir sind gerade beide manchmal etwas neben der Kappe...). Und mittwochs kommen immer ein paar Leute, um für das Heim und die Kinder zu beten. Da wir denen nicht völlig k.o. begegnen wollten, haben wir uns kurzfristig dazu entschlossen, für ein bis zwei Stunden einen Babysitter zu engagieren, damit wir ein bisschen Luft schnappen können. Ziel unseres kleinen Marsches war der Diefer, ein Supermarkt. Dort haben wir uns mit Leckereien eingedeckt, die es beim Beten geben sollte. Dummerweise war ja heute aber erst Dienstag, und die Luft war auch nicht so geeignet, um sich zu erholen... Aber da ja erst morgen Mittwoch ist, hatten wir heute schon ein tolles Abendessen und der Babysitter hat sich über 10000 Gourani gefreut. Was wir den Betern dann morgen anbieten, das müssen wir uns noch überlegen... Trocken Brot und Gänsewein?!
Heute hatte ich tatsächlich mal die Möglichkeit, ausgiebig Lobpreis zu machen! Die Mädels haben sich im großen Planschbecken vergnügt und hatten kein Interesse daran, ihre Gesangskünste unter Beweis zu stellen. Momentan macht es mir riesengroßen Spaß, deutsche Lieder auf spanisch zu übersetzen. Irgendwie hab ich den EIndruck, dass man auf spanisch etwa dreimal so viel Worte braucht wie im Deutschen, um dasselbe zu sagen... Das gestaltet die Sache manchmal etwas schwierig. Aber ich bin ja kreativ, und so hab ich die Texte einfach abgeändert, wo's nötig war. Auf spanisch zu singen macht mir fast noch mehr Spaß, als auf deutsch! Wenn ich den Text auch nicht immer ganz verstehe - es hört sich einfach viel weicher an als das abgehackte Deutsch!
Eigentlich wäre heute schon wieder so eine sportliche Verrenkveranstaltung gewesen, aber der zuständige Lehrer hat's vergessen... Deshalb wurde das Ganze auf unbestimmte Zeit verschoben. Ist mir auch recht.
Keine Ahnung, wie oft ich das jetzt schon geschrieben habe: auch wenn sich das hier so anhört, als ob es mir blendend geht, als ob ich alles hätte, was ich brauche usw... ich brauch auch Leute, die mir mal schreiben, die mir sagen, dass sie mich im Gebet unterstützen. Mich würde auch mal interessieren, was in meiner Gemeinde zuhause gerade so passiert! Meine Emailadresse habt ihr ja...

Dienstag, November 23, 2004

Sprachen gibt's, die gibt's gar nicht...

Mal kurz für zwischendurch ein kleiner Eindruck von der Sprache, die die Kinder sprechen, wenn ich nix verstehen soll... Das Beispiel hier kommt aus einem Guarani-Schulbuch. Das erste ist irgendeine Aufgabe zu einer Geschichte und das zweite ist ja unschwer zu erkennen.... Alle Buchstaben mit Schlangen drauf müssen genäselt werden. Das y ist kein y, sondern härt sich eher an wie ein Laut, der Unlust ausdrückt. Irgendwas zwischen ü und i und bäh.
Bitte verstaucht euch nicht die Zunge - ich würd nächstes Jahr gern noch mit euch reden können...


Ahaiguy pytãvape kuaa rapoite ha hovývape kuaa rapoyke.


10 + 1 = 11
pa+peteĩ = pateĩ

10 + 2 = 12
pa+mokõi = pakõi

22 de noviembre de 2004 (gestern war erst der 21. ...)

Ich krieg gleich die Krise... Bevor ich den Rest der Mädels ins Bett befördere, schaff ich mir erstmal Luft, indem ich schonmal ein bissle schreib. Ich werd den REST der Mädels ins Bett bringen, weil Nati sich dort schon selbst hinmanövriert hat. Aurora muss heute nacht wieder arbeiten, und so hat sich Nati gedacht, dass sie sich mal wieder was erlauben kann... Zu essen gab es die Reste vom Mittagessen. Das, was ihr mittags noch so sehr gemundet hat, war für sie abends dann ungenießbar. Sie hat nicht gegessen, sondern mit dem Essen nur rumgespielt. Irgendwann ist sie dann aufgestanden, um sich einfach etwas anderes aus dem Kühlschrank zu holen. Eigentlich hätte ich da schon eingreifen müssen, weil die Mädels nicht an den Kühlschrank dürfen. Ich forderte sie auf, aufzuessen, ihr Gedeck abzuräumen oder ins Bett zu gehen. Die ersten beiden Sachen machte sie nicht, also wanderte sie ab ins Bett. Das übliche Nati-Geschrei durfte natürlich nicht fehlen, und so mussten wir anderen auch schreien, wenn wir uns unterhalten wollten. Nebenbei hat sich Carolina immer wieder beschert, dass ich mich nicht um ihre Pflanzen kümmere (ich wohne gerade in ihrem Zimmer). Carolina weiß wohl nicht, dass Kakteen nicht schwimmen sollten, und so muss es für sie tatsächlich so aussehen, als ob ich die Pflanzen vertrocknen lassen würde... Mal sehen, wie wir dieses Problem lösen. Jetzt geh ich erstmal wieder runter und schick den Rest der Mannschaft in die Falle. Hoffentlich ohne Zwischenfälle...
Geschafft. Alle sind im Bett. Jetzt kann ich davon berichten, was heute sonst noch passiert ist.
Hier um die Ecke ist ein Friseursalon, und die Kinder der Friseuse gehen in dieselbe Schule wie unsere hier. Normalerweise bringt die Friseuse die Kinder alle in die Schule und ich hol sie dann wieder ab. Das Auto der Friseuse ist leider kaputt, und so bin ich heute beide Male gefahren. So früh am Morgen war ich noch nicht ganz auf der Höhe, und so musste ich auf halber Strecke umdrehen, weil ich die Friseusenkinder vergessen hatte... Während die Mädels in der Schule waren, hab ich mit Aurora und ihrer Tochter den Wocheneinkauf erledigt. Manchmal kann Aurora echt anstrengend sein, v.a. wenn es ums Essen geht. Warum machen wir eigentlich immer zusammen den Essensplan für die Woche und den dazugehörigen Einkaufszettel?? Im REAL muss man Aurora echt fest im Blick behalten, sonst schmeißt sie den ganzen Plan um und kauft einfach ein. Ohne System. Bisher hat es ganz gut geklappt, aber alleine dürfte ich sie nicht losschicken... Unser “Das-Zeug-In-Die-Tüten-Packer” hatte heute wohl seinen ersten Tag... Oder er war besonders pingelich und vorsichtig. Bis er einen Liter Milch in die Tüte gezirkelt hatte, vergingen bestimmt 2 Minuten. Aber seine 1000 Gs war er trotzdem wert, schließlich hat er den ganzen Einkauf zum Auto gekarrt und eingeladen. Nicht nur da sind 1000 Gs gut investiert, auch beim Parkplatz- und Autobewacher sollte man nicht sparen. Ich weiß nicht, ob diese Aufpasser von irgendjemand angestellt sind, oder ob sie das einfach nur deshalb machen, weil sie ein bisschen was verdienen wollen. Jedenfalls passen die auf, dass den Autos nix passiert. Heute war einer wohl etwas unaufmerksam, denn als wir zum Auto kamen, heulte die Sirene von unserem Nachbarn...
Zum Ausladen bin ich gar nicht mehr ausgestiegen, weil ich gleich weiter musste, um die Mädels von der Schule abzuholen. Kaum war ich wieder daheim, musste ich auch schon wieder los. Brenda, die amerikanische Missionarin hat mir angeboten, die Bilder auf meiner Digicam auf ihren PC runterzuladen. Martha hat sich bereit erklärt, mir den Weg zu zeigen. Ohne sie wäre ich manchmal wirklich aufgeschmissen! Sie hat ein Herz für Jesus, ein Herz für Kinder und Gott sei Dank auch ein Herz für unverständige Deutsche... Mit ihr hab ich bisher viel Spaß gehabt, und auch auf der Fahrt zu Brenda kamen uns vor Lachen manchmal fast die Tränen.
Brenda ist auch ganz toll! Bei ihr hab ich ne Schüssel Seitenbacher-Müsli bekommen – leckerleckerlecker, leckerleckerlecker... und dank Brenda hab ich jetzt auch endlich meine Fotos auf CD und auf dem PC und kann sie per Email verschicken. Hier in den Blog kann ich sie leider immernoch nicht reinstellen, weil ich dazu ein Programm runterladen muss, das nur mit Mac und Windows funktioniert. Und dieser Computer hier ist leider ein LINUX... Wenn Jens und Christiane Mitte Dezember wiederkommen, dann hab ich wieder einen Windows-PC.
Heute war glaub der heißeste Tag bisher. In der Stadt waren es knapp über 40 Grad... Kein Wunder, dass ich schon über 6 Liter Terere im mich reingeschüttet hab. Davon trinkt man hier nicht einmal ein Glas und dann ne Stunde später nochmal eins, sondern das süffelt man den ganzen Tag so vor sich hin. Wenn die Thermo leer ist, holt man sich einfach frisches Wasser und tut Unmengen von Eis rein. Der Inhalt meiner Thermo neigt sich dem Ende zu – ein Grund, den PC auszumachen und zum Kühlschrank zu gehen.

Montag, November 22, 2004

22 de noviembre de 2004

Die Hitze schlaucht. Solange man nichts macht und nur im Haus sitzt, merkt man das gar nicht so, aber wenn man die ganze Zeit rumkurvt, dann schon.
Wir waren ja heute bei Martha zum Essen eingeladen, und da es gestern abend zu spät war, um noch mit kochen anzufangen, musste ich das heute früh erledigen. Also hab ich mich noch vor dem Frühstück hinter den Herd gestellt und geschnipselt. Die Mädels haben währenddessen grottenschief spanische Lobpreislieder geschmettert...
Bei Martha hinterm Haus im Schatten kann man sich wirklich gut erholen! Die Kinder (Martha hat auch vier davon...) werden VORS Haus geschickt zum Spielen, und so hat man selber ein bisschen Ruhe. Diese Ruhe wurde uns versüßt von zwei fast neugeborenen Spaniel-Kurzhaar-Schäferhund-Welpen. Seit 3 Tagen haben sie die Augen geöffnet, und seit gestern können sie kriechen.
Nach dem Essen hab ich mit Marthas Mann Armando versucht, im Internetcafé die Fotos von meiner Digicam runterzuladen. Hätte ich gewusst, wie alt die PCs dort sind, wär ich gleich daheim geblieben. Jetzt probier ich's morgen bei Brenda und Bob, einem amerikanischen Missionarsehepaar. Dort müsste es eigentlich klappen, und dann kann ich euch endlich ein paar Bilder von hier zeigen.
Von Martha und Armando aus sind wir sozusagen fast ohne Pause zum Gottesdienst gefahren. Dass gerade bei der Hitze heute die Ventilatoren streiken müssen, war etwas blöd. Aber keiner der Aktiven hatte ein Einsehen mit uns – jeder tog mindestens sin ganzes Programm durch, und so saßen wir von 17-20.15h auf Gartenstühlen und haben geschwitzt. Aber das hat sich gelohnt. Wir durften nämlich eine Heilung erleben. Ein alter Mann hatte wohl einen Schlaganfall (nehm ich mal an) und konnte die letzten zwei Jahre keinen Schritt alleine gehen. Pastor Ulises hat vorhin für ihn um Heilung gebeten, und danach ist der Mann alleine zu seinem Stuhl zurückgelaufen. Ich bin immer wieder von Neuem begeistert von unserem Gott! ER ist es, dem alle Ehre gebührt!
Und da es noch nicht so spät ist, werd ich jetzt glaub noch einen kleinen Spaziergang machen und dabei Gott mal wieder sagen, wie toll ich ihn finde!

Sonntag, November 21, 2004

20 de noviembre de 2004

Schon wieder ist ein Tag rum - die Zeit hier vergeht echt wie im Flug! Das liegt wahrscheinlich auch mit daran, dass ich jeden Tag etwas Neues erlebe. Hatte ich's gestern nicht von einem Achsenbruch beim Auto? Heute hab ich einen gesehen, einen Achsenbruch. Allerdings ist das Auto nicht wie es sich gehört hätte, in irgendeiner Werkstatt oder zumindest einmal am Straßentand gestanden - nein, es hat mich mit Karacho überholt. Rechts. Das linke Vorderrad war etwa um 45 Grad nach außen verbogen... Manchmal frag ich mich wirklich, wie man manche Autos hier überhaupt noch steuern kann!
Das war nicht das letzte Autoerlebnis heute. Schon seit ein paar Tagen hab ich immer wieder gedacht, dass ich mal in eine Gomeria sollte. Die gibt's hier wie Sand am Meer. Bei uns heißt es ja in einem Sprichwort "Wer nichts wird, wird Wirt". Übersetzt auf hier könnte man sagen "Wer nichts wird, der macht eine neue Gomeria auf". In einer Gomeria kann man seine Autoreifen richten lassen, sie neu aufpumpen lassen oder neue Reifen kaufen. Da die Straßenverhältnisse nicht unbedingt die besten sind, ist es gar nicht so von nachteil, dass es an jedem Hauseck eine Gomeria gibt (frei übersetzt heißt das Gummimacherei). Bei mir um die Ecke ist auch eine, und zu der wollte ich eigentlich auch gehen. Als vorhin einer meiner Reifen pfffffft gemacht hat, war ich mit Bekannten gerade aber auf dem Weg zu einem Jugendgottesdienst. So mussten wir zu einer anderen Gomeria - wir hatten die Qual der Wahl... schließlich haben wir uns für eine entschieden, die ihre Einnahmen mit dem Verkauf von Betten verbessert. Ja, ihr habt richtig gelesen! Ich hätte das auch nicht für möglich gehalten, aber es ist tatsächlich so! In diesem Autobettenmusterfachgeschäft hab ich dann umgerechnet 30 Cent bezahlt - das Ventil war abgebrochen und musste ersetzt werden. Dumm ist jetzt nur, dass der Reifen schon wieder etwas Luft verloren hat auf den letzten 20 km...
In der Predigt beim Jugo ging es glaub um Sex vor der Ehe. Hab nicht wirklich viel verstanden, weil heute ein Amerikaner gepredigt hat. Auf spanisch. Hätte ich nicht gewusst, dass das, was er spricht, spanisch ist, hätte ich geglaubt, eine neue Sprache entdeckt zu haben... Die Jugendlichen haben ihn aber anscheinend verstanden, zumindest haben sie immer dann gelacht, wenn er auch gelacht hat (wie in amerikanischen soap operas...). A propos lachen: gelacht hab ich in den letzten Tagen soviel, dass ich Muskelkater in den Backen habe. Vor allem heute nach dem Godi war das total unpraktisch, weil die Jugendlichen dort nur Blödsinn im Kopf haben (das heißt, dass sie mir sehr sympatisch sind) und ich deshalb auch ganz viel lachen musste. In zwei Wochen geh ich mit 5 Jungs und Mädels aus der Gemeinde, alle so 17 Jahre alt, ins Kino. Wir schauen irgendeinen bescheuerten Film über Zicken an, auf englisch mit spanischem Untertitel. Und das Ganze für 2 Euro oder so. Für hier ist das ein kleines Vermögen, v.a. wenn man es für etwas so Unnützes wie Kino ausgibt.
Morgen mittag sind wir schon wieder zum Essen eingeladen. "Eingeladen" heißt hier aber nicht, dass man sich um 13h an den fertig gedeckten Tisch mit dampfenden Schüsseln setzt. Hier kommt man schon gegen 11h und bringt Zutaten mit, die dann mit dem zusammengewürfelt werden, was der Gastgeber gerade im Haus hat. Bin schon gespannt, was wir morgen zustande bringen. Auf jeden Fall gibt's Nudeln, die bring ich nämlich mit.
So. Jetzt werde ich mich noch ein bisschen vor meine Gebetswand mit Fotos setzen und mit Gott reden. Am Liebsten würd ich jetzt die Gitarre auspacken und Gott eins singen, aber dann wachen die Mädels leider auf...

Samstag, November 20, 2004

19 de noviembre de 2004

Ich hab mir schon wieder einen Sonnenbrand geholt... So ein Mist! Bin in der Mittagspause draußen in der prallen Sonne eingeschlafen und erst mit krebsroten Armen wieder aufgewacht. Eingecremt hab ich mich natürlich auch nicht – hatte schließlich nicht vor, 2 Stunden ungeschützt im Garten zu verbringen.
Könnt ihr euch ein solches Wetter überhaupt vorstellen, wenn's bei euch gerade stürmt und schneit? Hab mir vorhin im Internet den deutschen Wetterbericht angeschaut und bin sehr froh, dass ich mich nicht über Frostbeulen beklagen muss!
Trotz Sonnenbrand war ich den ganzen Nachmittag mit den Mädels draußen, allerdings dann nur noch mit Sonnenschirm und ganz dick eingeschmiert. Einen so schönen Tag wie heute hatte ich hier noch nicht. Kein Wölkchen war am Himmel, sondern nur strahlendes Blau. Dazu eine angenehme Brise – und fertig war der perfekte Sommertag! Ob bei unserem “Wachhund” deshalb die Hormone etwas verrücktgespielt haben, weiß ich nicht. Jedenfalls hat sich die Gute auf einmal mit einem Plumps neben mich fallen lassen, hat ihren Kopf auf meine Brust gelegt und angefangen, diese abzuschlecken. Als ich das verhindern wollte, hat sie mir einen feuchten Kuss verpasst und die Hinterbeine gespreizt. Leider hatten wir gerade keinen Foto zur Hand.
Letzte Woche war ich mit Ana beim Friseur und musste danach retten, was noch zu retten war. Da das ganz gut geklappt hat, hab ich mich heute an Raquels Kopf versucht. Erst war sie gar nicht begeistert davon, etwas von ihrer Haarpracht hergeben zu müssen, aber jetzt ist sie ganz glücklich (“weil jetzt nicht mehr soviel Läuse auf den Kopf passen...”).
A propos Läuse. Ich hab noch keine, aber gestern hab ich die erste lebende Laus in meinem Leben gesehen. Rhona hat ja indische Läuse in verschiedenen Größen in ihrer Bibel kleben, aber lebendig ist viiiiel toller! Zum Glück ist sie dann auch ganz schnell gestorben, als wir sie zerquetscht haben. Dummerweise war sie wohl schon etwas länger auf Auroras Kopf zuhause – sie hat bestimmt 30 potentielle Nachkommen hinterlassen... Die haben wir auch ermordet. Kaltblütig mit Fingernägeln.
Dass Aurora eine ganz liebevolle und nicht zu ersetzende Kraft mit Nerven aus Drahtseilen ist, hab ich bestimmt schon erwähnt. Heute hatte sie irgendetwas gefressen und man konnte ihr nichts recht machen... Sogar die Tomaten für den Salat hab ich falsch geschnitten... Statt Halbmonden wollte sie Scheiben. Heute Nacht muss sie wieder in dem anderen Kinderheim arbeiten. Vielleicht kann sie sich dort wieder fangen.
Obwohl Aurora vor dem Abendessen gegangen ist, hat mit den Mädels alles gut geklappt. Da sie morgen ausschlafen können (und ich auch!!!), durften sie nach dem Essen noch einen Film anschauen, den sie alle schon auswendig können müssen, so oft, wie sie den schon gesehen haben... Gleich danach sind alle anstandslos ins Bett, und bis jetzt sind sie dort auch geblieben. Und falls sie sich doch noch überlegen sollten, Krach zu schlagen, geh ich jetzt lieber schlafen, dann bekomm ich's vielleicht nicht mit.

Freitag, November 19, 2004

18 de noviembre de 2004

Ich sitz jetzt bestimmt schon 2 Stunden vor dem Computer, und immer, wenn ich anfangen wollte zu schreiben, ist Aurora wieder ein neuer Blödsinn eingefallen. Jetzt ist sie ins Bett gegangen und ich hab Bauchweh vor Lachen...
Aber das hindert mich nicht daran, euch zu erzählen, was wir heute gemacht haben. Bevor ich das aber tue, möchte ich noch was klären: ich wurde gefragt, ob ich nicht etwas mehr über die Mädels schreiben könnte - warum sie im Heim sind, seit wann usw. Da das hier ein für alle Welt zugänglicher Blog ist, möchte ich das nicht hier reinschreiben. Wer etwas wissen möchte, der kann mir ja ne Mail schreiben.
Nach der Schule waren wir zur Abwechslung mal wieder beim Zahnarzt... Der Mann, der an der Anmeldung arbeitet, kennt uns mittlerweile schon und weiß, was wir wollen. Eigentlich waren wir wegen Aidas Zahn dort, aber Shirley hat sich auch nochmal in den Mund schauen lassen. Und - siehe da - ganz viel Karies gibt uns Anlass, entweder am Samstag oder nächste Woche wieder zu kommen... Darüber freut sich der behandelnde Arzt bestimmt besonders... Er hat sich ziemlich ausgiebig und genau nach meinen Familienverhältnissen erkundigt und danach gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, einen Paraguayo mit nach Deutschland zu nehmen.... Nach einer für ihn wohl ernüchternden Antwort sind wir nach Hause zum Mittagessen.
Gegen 14.30h haben wir uns ins Verkehrschaos gestürzt und sind mitten durch die Stadt gefahren, um in einem Park Kaffee zu trinken (hier heißt das merienda, aber das hättet ihr ja nicht verstanden.). EInmal mehr hab ich heute gemerkt, wie anstrengend es sein kann, einen Nichtautofahrer als Wegbeschreiber zu haben... Aurora gehört anscheinend zu der Sorte Mensch, die immer "Achtung" und "Vorsicht" schreien und "Da vorne ist rot!". Auch über meine Schlangenlinien hat sie sich aufgeregt - ich dachte mir, besser Schlangenlinien fahren, als wegen eines durch ein Schlagloch verursachten Achsenbruchs oder so kein Auto mehr zu haben. Naja, ich muss zugeben, dass man sich hier dann schon der Fahrweise eines Betrunkenen annähert, aber was will man machen.
Auf dem WEg zum Park kommt man an einer "Einkaufsmeile" vorbei, dem Mercado 4. Dort gibt es alles zu kaufen, was man braucht und vor allem das, was man nicht braucht. Dort wimmelt es nur so von Menschen, Eselskarren mischen sich unter überfüllte Busse und hupende Autos, Passanten schreien sich über die chaotische Straße etwas zu und rennen oft einfach zwischen den Autos durch, um einen der Busse noch zu erreichen. Wäre ich nicht ein soooo umsichtiger Fahrer, hätte ich vorhin fast einen umgefahren, der auf einmal hinter einem parkenden LKW vorkam und mir vors Auto lief. Was mir in diesem Augenblick wieder bewusst wurde: ich habe keine Hupe! Die hat sich irgendwann verabschiedet. Ein paraguay-taugliches Auto braucht meiner Meinung nach eine Hupe - mit der beschwert man sich hier nämlich, wenn einem zum Beispiel die Vorfahrt genommen wurde, oder man hupt als Mann weißen Frauen hinterher, oder man weist ein von einer abgehenden Straße auf die eigene Straße abbiegendes Fahrzeug darauf hin, dass das eigene Auto erstmal das letzte ist. Es gibt mit Sicherheit noch mehr Gründe, warum ein Auto hier eine Hupe haben sollte, aber da ich ja keine habe, mach ich mir keinen Kopf deshalb.
Sonst verlief der Tag eigentlich ganz normal.
Ich weiß nicht, was euch noch so interessiert - sagt doch mal, ob mein Schreibstil so okay ist für euch, ob ich zu ausführlich oder zu knapp berichte, ob's euch langweilt usw.
Wir lesen uns morgen wieder.

Donnerstag, November 18, 2004

17 de noviembre de 2004

Aus dem frühen Schlafengehen wurde gestern doch nix mehr. Kaum hatte ich den PC runtergefahren, ging einen Stock tiefer das Geschrei los... Nati wollte partout nicht ohne laufenden Ventilator schlafen, ihren zwei Zimmernachbarinnen war's aber kalt. Sie schrie andauernd "Ich will den Ventilator!", aber das Wörtchen "bitte" fehlte immer. Nachdem ich eine Stunde versucht hatte, das Problem so zu lösen, dass sie ihren Schlafanzug ausziehen kann, wenn ihr zu warm ist, hat sie sich einfach auf den Boden im Gang geschmissen und geschrien wie am Spieß. Immer wieder hab ich Wortfetzen aufschnappen können wie "Ich will zu meinem Papa" oder "Du weißt nicht, wie das ist, wenn man schwitzt - du kommst ja aus Deutschland" usw. Als sich die anderen Mädels dann auch noch eingeschaltet haben, hab ich mir einfach die Ohren zugehalten und versucht zu schlafen. Um eins in der Nacht hab ich das letzte Mal auf die Uhr geschaut, begleitet von ohrenbetäubendem Geschrei und Geschluchze...
Nicht, dass die Nacht dann sowieso schon zu kurz gewesen wäre... nein, dann muss mich Raquel auch noch morgens um 5.15h wecken, um mir zu sagen, dass der Hund Pipi muss. Wäre ich nicht so schläfrig gewesen - ich hätte sie wahrscheinlich mindestens erwürgt ;-)
Als die Mädels dann in der Schule waren, hab ich mich nochmal kurz aufs Ohr gelegt, um mich von Aurora gleich wieder wecken zu lassen. Die kam nämlich nicht, wie ich vermutet hatte, abends um 8, sondern erfreulicherweise schon morgens. So konnte ich heute nachmittag mit zur Seelsorge und mich im Pastorsgarten von der Sonne bescheinen lassen und mich etwas erholen. Kurz bevor wir wieder gehen wollten, kamen die Pastorskinder frisch gestriegelt und gestiefelt die Treppe runter. Alle hatten die Schuluniform an. Dass das Schulsystem hier anders ist, das wusste ich schon. Dass man nicht vormittags UND nachmittags Unterricht hat, sondern entweder nur vormittags oder nur nachmittags, das wusste ich auch. Aber dass es auch Kinder gibt, die von 18-22h jeden Tag Unterricht haben, das war mir neu. Kann man sich da überhaupt noch konzentrieren??? Es ist hier ja schließlich auch nicht so, dass die Kinder zuhause Däumchen drehen... Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass der Unterricht um diese Zeit effektiv ist.
Heute abend haben wir alle schon ganz früh ins Bett gesteckt - wenn Aurora da ist, dann spuren sie. Zumindest meistens. Und so hatten wir heute abend viel Zeit für uns, die wir hinterm Haus mit Palawern und Terere-Trinken verbracht haben.
Ich weiß nicht, wie oft ich es mir schon vorgenommen hab, zeitig ins Bett zu gehen - heute schaff ich's auch.

Mittwoch, November 17, 2004

16 de noviembre de 2004

Heute war mal wieder ein Tag, den ich am Liebsten streichen würde... Ich glaub, ich hab mich bei Shirley ein bisschen angesteckt - war den ganzen Tag schlapp, hab mich nur von einem Stuhl zum nächsten geschleppt. Da Shirley immernoch ziemlich hohes Fieber hatte und aida Probleme mit einem Zahn hatte, musste ich mit den beiden zum Arzt. Das ist aber nicht zwangslüufig so, wie man es kennt . Bei uns würde man sich einen Termin geben lassen und dann in einem Wartezimmer Platz nehmen, bis man drankommt. Die Praxis, in der wir heute waren, ist eher sowas wie eine Buschklinik... Da geht man einfach hin, setzt sich dort hin, wo es gerade Platz hat (heute waren alle Stühle belegt, deshalb saßen wir die meiste Zeit auf dem Boden) und wartet. Und wartet. Und wartet. Irgendwann kam eine Ärztin und schob Shirley ein Thermometer unter die Achsel, um es nach etwa 30 Minuten wieder abzuholen. Etwa genauso lang dauerte es dann, bis die Untersuchung fortgesetzt wurde. Am Schluss kam das raus, was Aurora und ich schon vorher wussten: sie hat nichts außer Fieber... Als wir mit Shirley fertig waren, hatte der Zahnarzt seine Sachen schon zusammengepackt. Deshalb müssen wir morgen nochmal hin. Shirley hat nämlich mittlerweile auch Zahnschmerzen...
Das hört sich jetzt vielleicht alles nicht ganz so an, als ob ich von den Ärzten hier begeistert wäre... Aber angesichts dessen, dass die Behandlung dort nichts kostet, kann man sich nicht beklagen!
Mittags um 3 musste Aurora weg - erst ihrerseits zum Zahnarzt, danach in das andere Kinderheim, in dem sie arbeitet. Sie kommt erst morgen abend wieder, ich hoffe, dass bis dahin alles gutgeht.
So, wie sich die Mädels nämlich gerade wieder mal verhalten, kann es auch gut sein, dass sie morgen wieder hohldrehen. Bevor ich das Abendessen vorbereitet hab, hab ich alle gefragt, ob sie Omelettes mögen. Alle haben diese Frage bejaht, und ganze zwei Mädels haben die Omelettes dann auch gegessen. Die anderen kamen dann während dem Essen nämlich zu dem Schluss, dass sie doch keine Omelettes mögen. Wer nicht will, der hat gehabt.
Seit einer Stunde sollen sie eigentlich im Bett sein mit Licht aus und so. Ich hab's jetzt aufgegeben, immer wieder für Ruhe zu sorgen - sollen sie morgen selber schauen, wie sie aus dem Bett kommen.
Oh, ich hoff echt, dass sich die Mädels bessern oder mir mit der Zeit Hornhaut auf den Nerven wächst... es wird glaub auch Zeit, dass ich hier mal rauskomme - leider hat die amerikanische Missionarin, von der ich euch erzählt hab, gerade keine Zeit... Vielleicht können wir ja am Sonntag zusammen mit Aurora nach Aregua fahren oder bei schönem Wetter an einen kleinen Wasserfall nicht weit von hier.
Auf jeden Fall geh ich jetzt mal wieder ins Bett - um Viertel vor 9...

Dienstag, November 16, 2004

15 de noviembre de 2004

Heute komm ich richtig früh an den PC und dann auch hoffentlich bald ins Bett! In der letzten Nacht bin ich nämlich andauernd aufgewacht - was die Mädels natürlich nicht daran hinderte, genauso anstrengend zu sein wie sonst auch ;-)
Die Mädels hatten heute morgen ihre erste Prüfung (Mathe) und alle ham sie gestöhnt... Wenn's morgen bei Deutsch nicht besser läut, sind sie glaub ich ganz schön neben der Kappe. Die Prüfungszeit ist nicht nur für die Mädels anstrengend - da sie jeden Tag schon um 9.15h fertig sind, müssen Aurora und ich unseren Tag auch ganz anders planen. So lohnt es sich zum Beispiel nicht, sich morgens nochmal hinzulegen, wenn die Mädels weg sind. Und man muss danach schauen, dass man alles schon früher erledigt, was die Mädels nicht mitbekommen sollen oder wobei sie "stören". Aber wenn ich genau nachdenke, dann fällt mir da jetzt gar nix ein.
Vorhin war ich das erste Mal ohne Begleitung im REAL einkaufen. Na gut, Aida war mit dabei, aber die zählt nicht (oder nur halb). Irgendwie hab ich's noch nicht so ganz raus, wie dieser Laden aufgebaut ist, und deshalb hat der Einkauf auch länger gedauert als geplant. Für jede Fleischart gibt es hier eine extra Theke, und an der Geflügeltheke sollte ich Hühnerbrust kaufen. Für mich war es gar keine Frage, ob ich die Brust mit oder ohne Knochen haben möchte, weil meiner Meinung nach da gar keine Knochen drin sind. Hier in Paraguay scheinen Hühnerbrüste aber manchmal Knochen zu haben, und so fragte mich die Verkäuferin, wie ich's denn gern hätte. Bis wir diese Frage endlich geklärt hatten, gingen bestimmt Stunden ins Land...
Was auch noch viel Zeit in Anspruch genommen hat, war die Suche nach panhillados oder so ähnlich. Das sind große Empanadas, und Empanadas sind Teigtaschen. Die hätte ich jetzt zum Beispiel nie in der Kühltruhe neben Käse und Wurst vermutet, sondern eher bei Nudeln oder so.
Letztlich haben wir's aber geschafft. Zum Glück gibt es hier immer ein paar Jungs, die einem die Sachen in Tüten packen und diese dann zum Auto schleppen. Dieser Luxus kostet einen umgerechnet etwa 15 Cent oder so.
Carolina hatte heute auch so eine Sportveranstaltung, bei der man sich verrenken muss. Ich durfte zuhause bleiben, weil erstens jemand Auroras Tochter in Empfang nehmen musste und zweitens, weil sich Aurora doch noch etwas besser in der Stadt auskennt als ich. Natalia sollte neben ihren Aufgaben auch die von ihrer Schwester Aida erledigen. Es war mir schon von vornhinein (heißt das so???) klar, dass das nicht ohne Probleme ablaufen wird... So gab es dann auch Tränen und einen Wutausbruch. Nach einiger Zeit hatte sie sich dann aber abreagiert und alles gemacht. Dieses "Gefecht" dauerte wahrscheinlich nicht länger als 20 Minuten, aber danach war ich reif für die Insel! Bin dann erstmal duschen gegangen und danach für ne Stunde ins Bett...
Und genau dahin geh ich jetzt wieder. Bin morgen abend wieder allein mit den Mädels, weil Aurora in einem anderen Heim Nachtschicht hat, und das wird eventuell wieder anstrengend.

Montag, November 15, 2004

14 de noviembre de 2004

Heute wäre fast die Welt untergegangen. Zumindest lag die Befürchtung nahe - ich hab noch nie ein so heftiges Unwetter erlebt. Naja, vielleicht den Lothar. Aber da das Wasser hie nirgends abfließen kann, schießt es auf den Straßen bergab und in Häuser rein. von 11 Uhr bis nach dem Gottesdienst waren wir bei Pastors. Eigentlich wollten wir vor dem Gottesdienst nochmal heim, um uns entsprechend zu kleiden, aber das war einfach unmöglich! Das Wasser stand einen halben Meter hoch auf der Straße und es war einfach nicht daran zu denken, sich ins Auto zu setzen. Hier weiß man ja auch nicht so genau, wo die Straße aufhört und auf welchem Untergrund man gerade fährt... So saßen wir dann also mit Alltagsklamotten bei Pastors im Haus (und danach in der Kirche). Die Kinder schauten fern und ich bekam endlich mal wieder eine gescheite Gitarre in die Finger. Mit ein paar anderen hab ich dann ziemlich lange (so vier Stunden?) den Herrn gepriesen. Mit von der Partie waren die unmöglichsten Instrumente wie Brotkorb und Plastikflasche. Es war ein heiliges Durcheinander (kein heilloses!) und hat furchtbar schrecklich viel Spaß gemacht!
Das einzige spanische Lied, das ich ausd Deutschland kenne, kennt hier so gut wie keiner. Und genau deshalb, und natürlich auch, weil das Lied so toll ist, musste ich es im Godi mindestens 25 Mal vorsingen. Para ti, oh Senor, para ti quiero cantar... Ich bin immernoch begeistert davon, mit wie wenig man die Menschen hier begeistern kann! Vor lauter Danksagung kam ich fast nicht aus der Kirche raus...
Ich hab gehört, dass es bei euch schon geschneit hat... Das ist doch so weißes Zeug, das furchtbar kalt ist, oder?! Dann kann ich ja richtig froh sein, dass ich noch nicht so schnell wieder komme! Hab mir gestern in der Stadt einen Sonnenbrand geholt - könnt ihr euch das momentan vorstellen?
So, chicas y chicos. Buenas noches y a la manana.

Sonntag, November 14, 2004

12 de noviembre de 2004

So. Da bin ich wieder. Hab mir gerade selber nochmal durchgelesen, was ich schon alles erlebt hab. Ist ne ganze Menge...
Heute kam noch ein Erlebnis dazu. Ich war nämlich mit Hannah in der Innenstadt. Die ist mit der freiburger KaJo oder der Stuttgarter Königstraße absolut nicht zu vergleichen. Eigentlich wollten wir gar nicht in die Stadt, sondern nach Aregua, um uns Töpfersachen anzuschauen. Aber nachdem wir Ewigkeiten damit zubrachten, den richtigen Bus zu finden und dann resigniert aufgaben, hat uns doch die Einkaufswut gepackt. Jetzt sind wir beide um jeweils 2 Guampas reicher. Das sind die Gefäße, die hier am häufigsten gebraucht werden - nämlich Becher für Mate oder Terere. Die besonderen Löffel dazu (Bombillas) haben wir natürlich auch gekauft. Das sind Röhrle (Trink-/ Strohhalme), die unten einen löchrigen Löffel dranhaben. Zeig ich euch dann in Deutschland. Die Einkauferei war zwar auch schon interessant und eindrücklich (wir ham den Preis nämlich runtergehandelt...), aber was wirklich Spuren in mir zurückgelassen hat, ist das Viertel ums Regierungsgebäude. ERstens sollte man ja meinen, dass ein Regierungsgebäude streng bewacht wird. Ist nicht der Fall. Und zweitens sollte man meinen, dass ein solches Gebäude nicht unbedingt in direkter Nähe zu einem Slum steht. Das wiederum ist hier der Fall - besser noch, es steht eigentlich mitten in einem Slum. Dieser Kontrast ist soooo krass! Auf der einen Seite der Straße steht eines der prächtigsten Häuser im ganzen Land, auf der anderen Seite fallen unzählbar viele Wellblechhütten in sich zusammen und schneiden einem ganz tief ins Herz. Ich hab mir mit Hannah überlegt, wie es wäre, mal ein paar Tage bei Slumbewohnern zu Besuch zu sein, mal ein paar Tage mit ihnen zu leben und all das durchzumachen, was sie jeden Tag aufs Neue überstehen müssen. Manche Leute dort haben nicht einmal eine "feste" Behausung, sie "wohnen" unter Planen und mitten im Dreck. Ich hab ein paar Fotos davon geschossen und hoffe, ich kann sie bald irgendwo ins Netz stellen. Momentan kann ich sie nichtmal auf den PC laden, weil ich jetzt mit einem Linuxcompi arbeite, der die Foto-CD nicht erkennt.
Bei der Rückfahrt mit dem Bus waren wir richtig gut - wir sind nur etwa 200 Meter zu früh ausgestiegen. Nur vorsichtshalber. Außerhalb der Innenstadt gibt es hier keine Bushaltestellen. WEnn man einsteigen will, hält man den Bus per Handzeichen an, wenn man raus will, muss man irgendwas schreien (sonst hört's der Fahrer nicht, weil der Motor so dröhnt.) oder in hochmodernen, mindestens 20 Jahre alten Bussen die Stopptaste drücken. Eine so aufregende Busfahrt hatte ich vorher noch nie, und auch manche Art von Fahrgast war mir neu... So fuhr eine zeitlang zum Beispiel eine Henne auf dem Sitz vor mir mit. Und an jeder zweiten Ecke springen Straßenverkäufer auf und preisen ihre Waren an. Meistens handelt es sich dabei um Süßigkeiten oder Melonen. Die sehen so aus wie unsere Honigmelonen, aber wenn man einmal reingebissen hat, verzichtet man lieber auf die gelbe Köstlichkeit... brrrrr! Auch wenn man nicht Bus fährt, sondern Auto, hat man eigentlich nonstop die Möglichkeit, den Wocheneinkauf aus dem Auto heraus zu machen.
Von 15-21h (!) war in San Lorenzo Missionsgottesdienst. Das kann man vielleicht vergleichen mit einer Konferenz. Zumindest wird genauso viel geredet und gebetet und genauso langatmig ist es auch... Vielleicht hab ich das auch nur so empfunden, weil ich nicht sonderlich viel verstanden habe. Ich nehme an, dass es um die Mission in Paraguay und dem Rest der Welt ging. Um was soll es auch sonst gegangen sein, wenn es ein Missionstreffen war?! Einem Redner konnte ich überhaupt nicht folgen. Allerdings nicht, weil er irgendwie zu schnell oder kompliziert oder so geredet hätte - nein, weil er so komisch geredet hat. Ich musste immer aufpassen, dass ich nicht lache... Lasst euch den Mund mal ganz voll mit Spucke laufen und macht dann einen ch-Laut ganz vorne an den Zähnen. Das Geräusch, das dann entsteht, könnte der Sprache des Redners nahekommen. Hannah ist in der Pause zurück ins Hotel gefahren, schade! Aber in 2 Wochen kommt sie nochmal.
Um 22h waren wir dann wieder zuhause - die Mädels furchtbar aufgekratzt, ich selber hundemüde. Da diee Kombination nicht so gut zusammenpasst, hab ich schon das Schlimmste befürchtet, aber es lief alles glatt und um 22.30h war Ruhe.
Morgen mittag sind wir bei der Pastorenfamilie zum Essen eingeladen. Das heißt, wir bringen einen Teil des Essens mit und die "Gastgeber" stocken dann auf, sodass alle satt werden. Dort bleiben wir dann bis zum Gottesdienst - der Gemeinderaum ist direkt nebendran - und ich kann mich ein bisschen ausruhen. Aurora hat sonntags ihren freien Tag, damit sie in ihrem Haus nach dem Rechten sehen kann.
Ach ja, wollte euch noch fragen, ob ihr euch vorstellen könnt, eins der Mädels hier für ein Jahr zu "bepaten"? Das kann man auch zusammen als Gruppe machen oder als ganze Gemeinde und es kostet zwischen 10 und 100 Euro im Monat. Je nachdem, wieviel man geben möchte. So. Das war's mal wieder.

Samstag, November 13, 2004

12 de noviembre de 2004

Vorhin hab ich gelernt, dass man beim Datum auch vor der Jahreszahl ein "de" hinmacht. Ab jetzt versuche ich, das immer richtig zu machen.
Könnt ihr alle bis 4 zählen? Wenn nicht, dann müsst ihr unbedingt mal zu einer paraguayianischen Schulsportveranstaltung gehen. Eine solche haben Hannah und ich heute in der Schule von Auroras Tochter erlebt... Ordentlich aufgereiht nach der Klasse standen alle Schüler in ihren blauen Schuluniformen da und warteten auf den Pfiff der Trillerpfeife, der es ihnen erlaubte (befahl!), ihren Platz auf dem Sportpatz einzunehmen. Zu typisch deutscher Marsch- und Humtatamusik bewegte sich dann eine undefinierbare Masse mehr oder weniger im Takt und zählte dabei grundsätzlich auf vier... Manchmal auch bis 10. Interessant dabei war, dass es auch einen Vorzähler gab, der alle Übungen als Erster machte. Wer sich gern auf dem Boden wälzt oder es liebt, innerhalb kürzester Zeit 10 Verenkungen zu absolvieren, der sollte nächstes Jahr unbedingt an einer solchen Veranstaltung teilnehmen!
Auf dieses einschneidende Erlebnis folgte gleich das nächste - Autofahren bei Nacht in Asunción. Ich sollte das wirklich einmal filmen, wie man hier fährt! Es ist keine Seltenheit, wenn ein unbeleuchtetes Gefährt auf dem Mittelstreifen fährt. Komischerweise passiert so gut wie nichts auf den Straßen.
Wie ihr euch denken könnt, sind wir aber wieder gut gelandet. Mittlerweile haben wir auch lecker Hamburger verdrückt und die Kinder ins Bett abgeschoben. Endlich ist Ruhe!
Morgen früh fahre ich mit Hannah nach Aregua. Das ist ein kleiner Ort hier in der Nähe, in dem es viele Töpferer gibt. Nachmittags gehen wir dann noch gemeinsam in den Missionsgodi.
Ach ja. Wusstet ihr, dass Gott gut ist? Hab mich doch gesern beschwert, dass sich keiner meldet... Und heute morgen um 7.30h hat's Telefon geklingelt und Matthias war dran (nochmal danke - war seeeehr nett!). Ihr könnt ihm das gern nachmachen....

Freitag, November 12, 2004

Hannah ist da!!!

Das ist echt toll! Hannah hat mich vorhin angerufen und gesagt, dass sie schon heute kommt! Jetzt haben wir schon den ganzen Nachmittag zusammen verbracht und sie bleibt auch heute Nacht da. Morgen gehen wir dann zusammen noch in den Missionsgodi. Es tut soooo gut, mal wieder Deutsch zu sprechen und Blödsinn zu verzapfen! Ich schreib nachher noch mehr.

11 de noviembre 2004

So. Seit ein paar Stunden bin ich mit Aurora und den Kindern allein. So richtig toll ist das nicht! Das älteste Mädel führt sich ziemlich auf, sie meint, dass sie sich jetzt alles erlauben kann und dass sie mir zu sagen hat, was ich tun muss. Nachdem sie mich vorher "puta" (zu deutsch Hure) genannt hat, weil ich sie um acht ins Bett geschickt habe und sie noch was weiß ich was machen wollte, ist mir endgültig der Geduldsfaden gerissen und ich hab ihr eine geschmiert. Das war sooooo bescheuert von mir, das kann man sich gar nicht vorstellen. Jetzt laufen auch mir die Tränen runter, weil ich mich über mich selbst so doll ärgere! Als angehende Pädagogin sollte ich eigentlich professioneller reagieren und nicht mit Gewalt. Scheiße! Dazu kommt noch, dass sich die Tochter von Aurora (Köchin und Mädchen für alles) von mir nichts sagen lässt. Sie meint, dass sie alle Regeln, die hier gelten, brechen kann, nur weil sie die Tochter einer Mitarbeiterin ist. Kännten die Mädels deutsch, dann wär das alles nur halb so schlimm, aber auf spanisch stecken die mich einfach in die Tasche. Bitte betet dafür, dass ich die Sprache schneller lerne! So bin ich oft auf verlorenem Posten.... In manchen Situationen kostet es viel zuviel Autorität, wenn ich bei jedem dritten Wort sagen muss, dass ich's nicht verstehe.
Am Liebsten würd ich mich gerade einfach nur verkrümeln und mir die Decke über den Kopf ziehen. Aber leider ist die Küche noch nicht sauber, und Aurora ist auch noch nicht wieder da. Und der sollte ich ja schon erzählen, was passiert ist.
Irgendwie bekomm ich grad richtig Bammel vor den nächsten Wochen. Der ganze Optimismus der letzten Wochen geht gerade flöten und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich die Sachen hier geregelt krieg. Ich brauch echt euer Gebet! Bitte meldet euch doch auch mal!

Donnerstag, November 11, 2004

10 de noviembre 2004

Hola zum Zweiten. Hinter mir sitzt eine Freundin von Christiane, Pastor Tranquillino,Aurora (die gute Seele im Haus) und Christiane und Jens. Wir haben gerade das allwöchentliche Gebetstreffen abgehalten. Dabei wird für das Heim hier gebetet, für ein groooßes Grundstück, für jedes Mädelextra undundund. Falls ihr euch anschließen wollt - jeden Mittwoch um 20h.
Jeden Mittwoch habe die Mädels Seelsorge. Weil ich sie da immer hinfahren muss und den Weg noch nicht so gut weiß und außerdem den Pastor der Gemeinde noch etwas kennenlernen wollte, hab ich heute den ganzen Nachmittag mit demPastor und seiner Familie verbracht. Ich hätte nie gedacht, dass es soooo anstrengend ist, sich 3 Stunden lang nonstop und ausschließlich auf spanisch zu unterhalten. Und dann auch noch über Themen wie Okkultismus, katholische Kirche, (soziale) Armut in Deutschland usw. Der Pastor konnte sich nicht vorstellen,dass es in Deutschland wahrscheinlich mehr Menschen gibt, die auf der Straße leben, als in Paraguay. Er meinte, dass es wohl daran liegt, dass dieses Thema in Deutschland totgeschwiegen wird...
Morgen mittag bringe ich Christiane und Jens zum Flughafen und ab 17h bin ich die einzige Deutsche im Haus. Bin echt mal gespannt, wie das dann wird! Jedenfalls hab ich eine tolle Gemeinde imRücken, die mir hilft.
So. Jetzt ist es schon wieder so spät... Gute Nacht.

Mittwoch, November 10, 2004

Nachdem ich hier gestern abend wegen eines richtigen Unwetters mit Blitz und Donner nichts reinschreiben konnte (da muss man wegen Stromausfallgefahr alle elektrischen Geräte ausschalten) habe ich jetzt etwas Zeit, um euch zu berichten, was solos war in den letzten paar Stunden.
Gestern abend, also während des Gewitters, waren die Pastoren der Gemeinde zum Männerklatsch da. Danach haben sie mitten in die paraguayische Nacht hinaus Lobpreislieder geschmettert. Das war wirklich sehr nett – ich find’s einfach toll und bewundernswert, wie die Menschen hier zu ihrem Glauben stehen und die Verkündigung vor alles andere stellen!
Es hat die ganze Nacht durchgeregnet, auch jetzt ist es noch nicht trocken. Da das Haus hier etwas arg windschief ist und auch sonst nicht von großer Baukunst zeugt, ist das Wasser überall reingelaufen... Mittlerweile ist alles trockengelegt.
Während ich das hier schreibe, muss ich mit der einen Hand schreiben und mit der anderen meine dicke Backe halten… die hab ich in Deutschland riskiert, als ich nimmer zum Zahnarzt gegangen bin… Jetzt musste eine paraguyianische Zahnärztin alles flicken. Die Krone, die mir mein deutscher Zahnarzt machen wollte, war ihrer Meinung nach nur Geldmacherei. Statt 400 Euro in Deutschland muss ich hier nur ein Viertel davon bezahlen (und bekomm das dann von der Auslandskrankenversicherung wieder zurück). Leider sind die Spritzen nicht das, was ich gewöhnt bin, und so tut’s jetzt ziemlich weh. Aber das Erlebnis „Zahnarzt“ ist alle Schmerzen wert! Man kommt sich vor wie auf dem Flur, alles ist riesengroß, aber es steht trotzdem nur ein einziger Zahnarztstuhl im Raum. Als die einzige Frau, die mit mir im Zimmer war, alles Nötige vorbereitet hatte, fragte ich mich, wo denn bloß der Zahnarzt bleibt. Auf den musste ich aber gar nimmer warten, weil Zahnarzt und Helferin hier dieselbe Person ist. Das heißt, dass Termine auch während der Behandlung am Telefon vereinbart werden – mit der einen Hand hält man das Telefon, mit der anderen den Bohrer….
Jens und Christiane konnten mich leider nicht vom Zahnarzt abholen. Deshalb musste ich ein Taxi nehmen. Ich dachte mir, dass das eigentlich einfach sein müsste. Schließlich muss der Fahrer nur die Adresse wissen und dann losfahren. Allerdings hab ich bei diesem Gedankengang vergessen, dass es hier kein ordentliches Straßensystem gibt, sondern nur ein völlig unüberschaubares Wirrwarr von Straßen, zum Teil ohne Namen. Also hatte der Fahrer enorme Mühe, mich an der richtigen Stelle abzusetzen… Leider konnte ich ihm auch nicht wirklich behilflich sein, weil ich meinen Orientierungssinn erstens daheim gelassen hatte und zweitens sowieso noch nie eine so komplizierte Strecke fahren musste. Letztlich war ich für etwa 10km über 45 Minuten unterwegs und musste 40000 Gouiranie hinblättern. Für hiesige Verhältnisse ist das ein kleines Vermögen. Dafür kenn ich jetzt mindestens die halbe Stadt...
Ach ja, bevor ich’s vergesse: ich soll allen Freiburgern gaaaaanz liebe Grüße von Hannah sagen – ihr geht’s gut und wir sehen uns am Wochenende.
So. Jetzt klingelt’s an der Tür. Ich schreib heut abend weiter.

Dienstag, November 09, 2004

8 de noviembre 2004

Mannomann, bin ich k.o.! Heute war's mal wieder seeeehr anstrengend, aber irgendwie trotzdem besser als gestern. Jens und Christiane haben hier ein Projekt am Laufen, bei dem arme Kinder Weihnachtsgeschenke bekommen. Und da die beiden ab Donnerstag weg sind und erst kurz vor Weihnachten wieder zurückkommen, sind wir schon heute losgezogen, um für 400 Kinder (?) Geschenke zu kaufen. Am Stadtrand gibt es den sogenannten Großmarkt. Das sind zig kleine Läden, dicht an dicht gebaut, in denen man alles kaufen kann. Wir haben bestimmt 10 Läden abgeklappert, bis wir die Geschenke zusammenhatten. Fast hätten wir uns selbst noch eine kleine Freude gemacht - in einem der Läden gab es tanzende und singende Nikoläuse, die es unseren kitschliebenden Herzen angetan haben. Letztendlich hat aber die Vernunft gesiegt und wir haben uns doch lieber für ein Babykeyboard für umgerechnet 2 Euro entschieden. Damit werden wir in den nächsten Tagen Hausmusik machen und die Nachbarn erfreuen. Nach dieser kleinen "Einkaufstortur" sehnten wir uns nach unserem Auto, für das wir einen richtig guten Parkplatz gefundn hatten. Dass dieser Parkplatz nicht ganz so toll war, bekamen wir bald zu spüren. Als wir nämlich die Straße zum Auto runterliefen, war dieses schon aufgebockt und zum Abschleppen bereit. Christiane war leider falschrum in eine Einbahnstraße reingefahren und hat dann auch noch falsch geparkt, weil das Parken-Verboten-Schild natürlich nur von der anderen Seite aus zu sehen war. Eigentlich kostet eine solche Abschlepperei 400 000 Gouiranie, das sind etwa 55 Euro, aber mit etwas Gerede drumrum und weiblichem Charme sind wir mit der Hälfte davongekommen. Soviel Kontakt mit der Polizei innerhalb so kurzer Zeit hatte ich glaub noch nie. Meine eigene Strafe haben wir immernoch nicht bezahlt - heute war die andere Polizeistation dran schuld,weil die zu lang gebraucht haben.
Kaum waren wir von unserem polizeilichen Einkaufstrip wieder zuhause, mussten Christiane und Jens auch schon wieder los, um den Pass ihres Sohnes auf dem Passamt abzuholen. Da die lieben Beamten die Frühstückspause aber fließend in die Mittagspause übergehen ließen, war mit Tobias' Pass noch nichts geschehen und somit war ich ab dem Mittagessen mit den 6 Mädels bis 18h allein daheim. Alle haben sie versucht, mir auf der Nase rumzutanzen, zum Teil ist es ihnen auch gelungen. Es ist einfach von Nachteil, wenn die Kinder eine Sprache sprechen, die man selbst nicht kann. Hierbei spreche ich nicht von Spanisch, sondern von der inoffiziellen Landessprache Gouiranie (so heißt auch die Währung). Nach der Mittagsruhe haben sich aber alle wieder gefangen und wir hatten einen relativ entspannten Nachmittag im kleinen Schwimmbad, das man vielleicht eher als etwas größeres Planschbecken bezeichnen könnte.
Morgen früh werde ich das erste Mal einen kompletten Wocheneinkauf miterleben. Das wird bestimmt ne Schlepperei... Und nachmittags versuchen wir dann, unsere Schulden beider Polizei zu begleichen.

Montag, November 08, 2004

7 de noviembre 2004

Bitte schreibt mir! Hab heute ganz besonders gemerkt, dass ich Kontakt nach zuhause brauch! Vorhin hat mich fast die Heulerei gepackt, weil mir das viele Neue hier gerade etwas zuviel wird. Jeden Tag neue Leute kennenlernen, die alle dieselben Fragen stellen, jeden Tag sich einen neuen Weg mit dem Auto merken, und das ohne Verkehrsschilder, jeden Tag neue Aufgaben, die ich während Jens' und Christianes Deutschlandaufenthalt erledigen muss undundund. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass die beiden gar nicht merken, dass ich etwas überfordert bin. Schließlich läuft das auch alles auf spanisch ab.
Naja, genug der Jammerei - das gibt sich schon alles. Trotz allem war der Tag heute richtig schön - wir hatten den ganzen Tag Sonne, blauen Himmel und angenehme Temperaturen. Jeden ersten Sonntag im Monat können die Eltern der Mädels kommen, um ihre Kinder zu besuchen. Wie sonst wahrscheinlich auch, war es heute für die Mädels wieder sehr spannend, wer überhaupt kommt. Nach dem Besuch haben wir gegrillt. Allerdings darf man sich das nicht so vorstellen, wie man es aus Deutschland gewöhnt ist... hier bekommt man kein zierliches Steak auf den Teller, sondern gleich ein halbes Schwein (oder eher ein halbes Rind, weil Schweinefleisch hier nicht so oft gegessen wird). Dazu gibt es weder Senf noch Ketchup noch sonstwas. Für mich war das echt gewöhnungsbedürftig.
Nach der Mittagsruhe hab ich mir mit Christiane zwei Mädels geschnappt, um ein bisschen umdie Häuser zu ziehen. Diese Gelegenheit hat Christiane dann gleich genutzt, um mir den Weg zum REAL zu zeigen (ist zwar auch ein Supermarkt, aber nicht mit dem deutschen Real zu vergleichen!). In diesem Laden wird immer der wöchentliche Großeinkauf getätigt, und ab nächster Woche ist das mein Job. Von der Auswahl her lässt sich der REAL vielleicht amEhesten noch mit einem französischen Supermarkt vergleichen- es gibt schlicht und ergreifend alles. Bisher fand ich die Getreide- und Pastatheke am Interessantesten. Da gibt es keine abgepackten 500g Nudeltüten und auch kein Mehl, sowie man es bei uns kennt. Nein, hier gibt es noch riesengroße Getreidesäcke (erinnert ihr euch an den Film "Amélie"?), in denen jeder nach Herzenslust herumwühlt und sich die besten Körner raussucht. Auch Zucker und Tee werden so verkauft. Ich freu mich schon drauf,wenn ich mich dort das erste Mal austoben darf!
Nach demEinkaufsspaziergang sind wir bald zum Gottesdienst aufgebrochen. Als ich die Godiräume betreten hab, hab ich mich fast etwas für unsere schönen neuen Räume bei den Freaks geschämt! In dem etwa 80m² großem Raum standen nur Plastikstühle, die Farbe ist nur so von den Wänden gebröckelt und das Lobpreisteam bestand aus 2 (nicht wirklich sehr guten) Sängern mit einer Gitarre, die man bei uns gerade noch als Brennholz verwenden würde... Mit all dem im Hinterkopf ging mir der Lobpreis sehr nahe. Ich hab mal wieder gemerkt, dass es Gott nicht darauf ankommt, wie perfekt die Musik ist, sondern wie "perfekt" unser Herz ist. Gottes Geist war da, auch wenn die Sänger schäps sangen, auch wenn sich die Gitarre immer mehr verstimmte! Ich hatte so den Eindruck, als ob sich die Herzen der Menschen immer mehr öffneten, sobald die Musik schlechter wurde. Mittlerweile kenn ich ja schon einige Gemeinden und war schon in den verschiedensten Gottesdiensten und Veranstaltungen. Aber eine so kleine Gemeinde, die soooo laut zu ihrem Gott singt, für ihn tanzt, springt und jubelt, das hab ich noch nie zuvor gesehen!! Vielleicht schaff ich's ja, den Lobpreis mal aufzunehmen, damit ihr das aich hören könnt. An solchen Gemeinden sollten wr uns wirklich ein Beispiel nehmen! Diese Gemeinde hat nicht einmal Geld, um sich einen Tageslichtprojektor zu kaufen. Sie haben auch keinen Diaprojektor. Sie haben nicht einmal Liedblätter. Mir ist hute wirklich aufgegangen, dass wir immernoch zu sehr aufs Finanzielle und die technische Ausstattung schauen, und viel zu wenig auf Gott! Für ihn zählt nicht, wie es sich anhört oder wie schön etwas aussieht, sondern für ihn zählt das, was er in unseren Herzen liest. Meinen wir es ernst? Singen, tanzen, beten... wir zu Gott, weil wir ihm so unsere Gefühle zeigen können, oder tun wir das, weil wir gelobt werden wollen oder einfach nicht auffallen wollen?
So. Jetzt könnt ihr erstmal darüber nachdenken. Ich selber geh solang mal ins Bett. Es wär wirklich toll, wenn sich der ein oder andere mal elden würde! Muss ja nicht hier im Webblog sein. Geht auch gut über Email oder Telefon. WEnn's bei euch 15.30h ist, dann ist es sehr geschickt zum Anrufen.

Sonntag, November 07, 2004

6 de noviembre 2004

Heute morgen konnte ich das erste Mal ausschlafen! Das war auch bitter nötig, da mich die Mädels gestern abend getestet haben - sie haben also ausprobiert, wie streng ich in Sachen Ins-Bett-Gehen-Bin oder wie ich reagiere, wenn die Zähne nicht geputzt werden. Gott sei Dank konnte ich auch ohne Streit die Oberhand behalten! Neben den Mädels musste ich ja auch noch Tobias versorgen (mit den Babysittern zusammen). Der war wohl gleichzeitig hungrig und müde,sodass er die ganze Zeit geschrien hat. Irgendwann hat es Nancy, das eine Babysittermädel aber geschafft, ihn zu beruhigen.
Nach dem Frühstück hab ich zwei Mädels von hier Mathenachhilfe gegeben, weil ihre sonstige Lehrerin keine Zeit hatte. Immerhin hab ich dabei gelernt, wie die verschiedenen Uhrzeiten auf spanisch heißen und wie man Brüche auf spanisch kürzt und erweitert.
Anschließend haben wir die Kinder zur Bibelstunde gefahren, und da ich den Weg dann schon kannte, hab ich die Bibelstundentante und ihre Familie heute aend abgeholt, um zu einer Jugendveranstaltung zu fahren. Das Fahren war für mich echt spannend, weil ich hier ja noch nie alleine unterwegs war. Aber es hat alles gut geklappt, und nach der Veranstaltung kam dann sogar heraus, dass ein sehr netter muchacho aus der Gemeinde in meiner Nachbarstraße wohnt. Bitte setzt jetzt keine Gerüchte in die Welt....
Schon vor dem Godi hab ich mal wieder feststellen müssen, wie klein die (christliche) Welt doch ist... seit 2 Jahren arbeitet eine junge Missionarin aus den USA in der Gemeinde. Ich hab ihr erzählt, dass ich in FR manchmal in die Calvary Chapel gehe - und ratet mal, wen sie kennt... Dennis. Das fand ich sehr toll, weil es wie ein Stückchen Heimat ist, wenn jemand einen Menschen kennt, den man selbst auch kennt. Ansonsten fand ich's auch angenehm, mal wieder eine Sprache zu sprechen, die ich besser beherrche als spanisch. Vielleicht treffe ich mich nächstes Wochenende mit Melly (Missionarin), um etwas zu unternehmen.
Morgen gehe ich mit Jens und Christiane in ihre Gemeinde in den Gottesdienst. Ich find's echt witzig, dass diese Gemeinde auch ab morgen ihren Godi um 17h macht... Sonst war er immer später... wie in FR bei meinen liebe Jesus Freaks...
Noch vor dem Godi habe ich mich mit Christiane nach Läusen unterscht und (noch) keine gefunden. Sich mit dem Läusekamm auf der Kopfhaut rumzukratzen, kann ganz schön wehtun!
Läuse zu haben stell ich mir aber noch viel unangenehmer vor. Naja, wer will schon Krabbelzeugs auf dem Kopf haben?!
Das Wetter ist übrigens wieder besser geworden. Heute mittag hat sich sogar die Sonne wieder rausgetraut. So richtig schön soll es in der nächsten Zeit allerdings nicht werden. Das heißt, dass es mit etwa 30 Grad ziemlich kühl bleibt. Als ich dem netten Typen aus der Gemeinde (ihr wisst schon....) vorhin erzählt habe, wieviel Grad es momentan etwa in Deutschland hat, konnte er sich gar nicht vorstellen, we sich eine soooo niedrige Temeratur anfühlt - er hat das noch nie erlebt, dass das Termometer unter 10 Grad absinkt... Und wenn ich ehrlich bin, dann freu ich mich, dass ich diesen Temperaturen für die nächsten Wochen entfliehen kann!
Okay, wie jeden Abend ist es schon wieder spät.... Hasta manana y buenas noches.

Freitag, November 05, 2004

5 de noviembre 2004

Heute gibt es glaube ich nicht soviel Neues zu berichten. So langsam pendelt sich alles ein und wird schon fast zu Alltag. Den Strafzettel konnte ich heute wieder nicht bezahlen, weil der Polizeicomputer abgestürzt war und nicht wieder hochfahren wollte. Also probier ich's am Montag nochmal.
Heute morgen hat es so stark geregnet, dass wir zwei Mädels nicht in die Schule geschickt haben. Mit denen war ich dann etwa zwei Stunden alleine, weil Christiane und Jens auf das Amt mussten, auf dem man Pässe und Visa bekommt. Nächste Woche fliegen sie ja für 5 Wochen nach Deutschland und brauchen dafür noch einen Pass für ihren Sohn.
In den 2 Stunden allen mit 2 Mädels hab ich glaub mehr spanisch gelernt, als im gesamten letzten halben Jahr... Auf einmal war halt keiner mehr da, den ich hätte fragen können... Das macht mich wirklich zuversichtlich für die Zeit, in der ich mit Aurora (eine sehr liebe Angestellte) alleine für die Kinder zuständig bin.
Könnt ihr euch vorstellen, dass es etwas Leckereres als Nutella gibt? Ich konnte es nicht glauben, aber dulce de leche macht Nutella tatsächlich Konkurrenz! Das ist eine Creme,die nach Caramel schmeckt und aus Milch und Zuckerrohr hergestellt wird. Ein 0,5Kiloglas kostet umgerechnet 1 Euro. Ich werd bestimmt etwas davon importieren und euch dann zum Kosten einladen. Vorhin haben wir ein riesiges Glas davon gekauft, jnd kaumwar ich damit im Haus, hatte ich 5 Klötze am Bein... Es scheint also auch anderen zu schmecken. Was nicht ganz so lecker schmeckt, ist die paraguayische Küche. Es ist einfach wenig abwechslungsreich, jeden Tag entweder Nudeln oder Reis mit Hackfleisch oder Gemüse zu essen. Dazu kommt noch, dass man hier fast keine Gewürze kennt - Salz und Pfeffer sind wohlnoch bekannt, danach hört's aber ganz schnell auf. Die Mädels essen leider nur dieses Essen, mit deutschen Leckereien brauch also gar nicht aufwarten.
Heute abend gehen Christiane und Jens aus. Als Verstärkung haben sie mir zwei Babysitter an die Seite gestellt. Das sind zwei junge Mädels, mit denen ich morgen in den Jugendkreis der Gemeinde hier gehe (fahre!). Bin schon gespannt, wie das hier abläuft! Wenn's morgen abend nicht zu spät wird, dann erzähl ich euch noch davon.
Übrigens fänd ich's schön, wenn ich auch mal Neuigkeiten von euch erfahren würde!

4 de noviembre 2004

Heute hatte ich mein erstes großes Erlebnis. Allerdings hätte ich darauf verzichten können, denn es hatte was mit der Polizei zu tun... Ich war mit Christiane und ihrem kleinen Sohn mit dem Auto unterwegs und hatte alle Hände voll zu tun, mich in dem sehr chaotischen Verkehr zurechtzufinden und dann auch noch richtig azubiegen. An einer Kreuzung hörte ich von irgendwoher Pfiffe einer Trillerpfeife, war aber zu perplex, um sie dem Polizisten neben mir zuzuordnen... Da er ein lebendiges Stoppschild darstellte, das ich überfahren hatte,muss ich jetzt wahrscheinlich 30 Euro Strafe zahlen. Die Kasse hatte heute schon geschlossen, deshalb müssen wir morgen nochmal zur Polizei. Ansonsten verlief der Tag heute eher ruhig, ich hab zwei Einkaufszentren kennengelernt, in denen es deutsche Zeitungen von Oktober gibt, war mit Christiane und Baby im Krankenhaus zur Babyuntersuchung und danach in der Apotheke, um Zeugs fürs Kind zu kaufen. Das Kleingeld, das wir dort rasbekommen haben, wanderte sofort in den Besitz eines Autoscheibenputzers an der nächsten Ampel über. Manchmal kann man gar nicht schnell genug sagen, dass die Scheibe zumindest annähernd sauber ist und man keine Wäsche möchte. Zum Glück ist so eine Dienstleistung mit umgerechnet 30 Cent noch recht günstig.
Ich hab gestern abend noch versucht herauszubekommen, wie ich Fotos hier reinsetzen kann. Leider hab ich's nicht ganz durchschaut und warte noch auf die Erleuchtung. Und um genügend Energie für diese Erleuchtung zu haben, werd ich mich jetzt langsam mal auf den Weg Richtung Bett machen - Kinder sind echt anstrengend! Vor allem, wenn man nur Spanisch versteht...
Ach ja, vielleicht könntet ihr mal für meine Füße beten. Die sind ganz dick und voll Wasser und tun weh. Ist wahrscheinlich wegen der Hitze hier.

Donnerstag, November 04, 2004

Fotos?!

Irgendwie klappt das hier noch nicht so ganz... MATTHIAS, was muss ich machen, um Fotos auf die Seite zu kriegen?
3 de noviembre 2004

Heute war mein erster richtiger Tag hier und ich muss sagen: es gefällt mir seeeeehhhr gut! Könnte ich bei der Wetterplanung etwas mitreden, dann würde ich die Temperaturen etwas an meine mitteleuropäischen Bedürfnisse anpassen – 35 Grad morgens um 8 ist einfach zuviel… Nachdem ich gestern abend um 21.30h todmüde und in der Hoffnung auf ausschlafen ins Bett gefallen bin, hat mich heute morgen um 5.30h die Hitze geweckt. Länger hält man es im Bett nicht aus. Bis auf die Zimmer der Kinder ist hier alles voll klimatisiert, aber ich selber wohne leider in einem der nichtklimatisierten Kinderzimmer…
Heute Morgen hat mich Christiane (meine liebe Chefin) mit zu einem Elternabend in die Schule genommen, um mich den Lehrern der Mädels vorzustellen. Was hier moderne und gute Schule heißt, das würde bei uns schon lange nicht mehr stehen. Die Klassenzimmer sind winzig, heruntergekommen und mit nichts ausgestattet, was man meint als Lehrer unbedingt zu brauchen. Was ich ganz gut finde bei dem starken sozialen Gefälle hier ist die Schuluniform. Jede Schule hat ihre eigenen Farben, aber überall müssen die Jungs bei diesen Temperaturen lange Hosen tragen! Die tun mir echt leid! Nach diesem Schulbesuch waren wir im Supermarkt einkaufen. Richtig interessant fand ich, dass die DVDs, die es im Supermarkt als Original gibt vor dem Supermarkt als gebrannte Ware teurer sind. DVDs sind nicht das Einzige, was einem hier auf der Straße angeboten wird. Vor allem Melonen kann man hier an roten Ampeln billig erstehen. Wenn ich mal selber Autofahren muss, hab ich aber sicherlich keinen Nerv dazu, an Kreuzungen irgendetwas zu kaufen – die fahren hier kreuz und quer ohne Rücksicht auf Verluste, und das dann auch noch mit Gefährten, die man kaum als Auto erkennt. Und deshalb hab ich wohl alle Hände voll zu tun, mich und mein Auto wieder heil zuhause abzuliefern.
Heute Nachmittag war es draußen richtig angenehm und ich wollte mit dem kleinen Sohn meiner Gasteltern eine kleine Runde drehen, um die Gegend etwas kennen zu lernen. Zum Glück hat’s schon vorher angefangen zu stürmen… sonst wären wir klitschnass geworden und wahrscheinlich von oben bis unten mit Schlamm verschmiert. Die Straßen hier (außer der Hauptstraße) bestehen aus ein paar Steinen und Lehm. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie das nach einem langen Regen aussah. Aus der Straße wurde eine große rote Lawine. Das war die dreckige Seite des Regens, aber der Himmel hat die Sauerei entschädigt: alles war in knalliges Rot getaucht und hat fast nicht mehr echt ausgesehen.
Gott schenkt mir hier eine tolle Zeit, das steht schon jetzt fest! Mit der Sprache hab ich zwar größere Probleme als ursprünglich gedacht, weil die hier so spanisch sprechen wie ein Schwabe deutsch, aber ich bin mir sicher, dass sich das mit der Zeit geben wird. Wenn ich mal ein paar Fotos von den Kindern hab, dann erzähl ich auch ein bisschen über sie.

Am Ende dieses langen Tages hab ich mal meine Fotos runtergeladen. So sieht Paraguay von oben aus. Alle Bilder sind aus dem Flugzeug raus entstanden und deshalb nicht ganz so gut wegen der verschmierten Scheibe… Trotz dieser Qualität kann man glaub ich ganz gut erkennen, welche Straßenverhältnisse hier herrschen…











Ich werd mich jetzt demnächst mal ins Bett verkrümeln – jetzt sind es nur noch so 28 Grad und somit haben wir eine angenehme Schlaftemperatur erreicht…

Dienstag, November 02, 2004

1 de noviembre 2004

Bin gut gelandet und sehr herzlich aufgenommen worden! Hab hier gerade schon versucht, einen ausführlichen Text über den Flug usw zu posten,aber den hat's mir leider verrissen... Wenn ich ma etwas länger Zeit hab,dann setz ich ihn noch rein. Nur soviel mal für heute: mir geht's gut, der Flug war lang und anstrengend und ich hab heute schon auf spanisch Mathenachhilfe gegeben...

1 de noviembre 2004

Hola! Mittlerweile bin ich in Asunción angekommen, aber damit ihr alles wisst, hab ich auch im Flugzeug Tagebuch geführt:
Barcelona, der erste Zwischenstopp ist erreicht. Nach einem sehr angenehmen Flug und einer Art Gang durchs Labyrinth habe ich hier im Flughafen ein ruhiges Plätzchen gefunden, um den Beginn meiner Reise zu Papier zu bringen.
Neben mir sitzt eine dichtende ältere Frau und direkt vor mir schlängeln sich unzählige weitere Frauen zum Klo. Wenn ich aus demFenster schaue, dann sehe ich genau aufs Rollfeld und die dahinterliegende Startbahn - mich würde es ja schon interessieren,welches Zieldie Flugzeuge haben...
Spätestens jetzt hat mich das Reisefeber gepackt! Wann geht's nur endlich weiter?? Die Uhr hier imWarteraum sagt mir, dass ich mich noch 6 Stunden gedulden muss. Mal sehen, wie ich die Zeit rumbringe. Auf jeden Fall werde ich wohl ein kleines Nickerchen machen und dabei versuchen, mein Gepäck nicht unbeaufsichtigt zu lassen.
Mittlerweile sind vier Stunden vergangen und ich hab noch kein Auge zugetan. Hier ist einfach zuviellos - um mich herum wird in den verschiedensten Sprachen gesprochen, andauernd werden Passagiere zu ihrem Last Callaufgerufen und es zieht wie Hechtsuppe (hab mich schon mit Matthias gefragt, woher dieser Ausdruck kommt...)

Seit 30 Minuten sitze ich an meinem Gate und schaue wieder einmalaufs Rollfeld. Ganz langsam nimmt der Betrieb da draußen ab und auch hier drinnen wird es immer rhiger. In einer Stunde sitze ich dann im Flieger, muss allerdings in Madrid nochmal umsteigen, bevor ich mich dann für etwa 12 Stunden in luftiger Höhe zurücklehnen kann. Darauf freu ich mich wirklich schon - die Rumsitzerei schlaucht ganz schön... Zeit genug hätte ich ja gehabt, um mir den Flughafen anzuschauen, aber das Gebäude ist so unübersichtlich und schlecht ausgeschildert, dass ich lieber an Ort und Stelle geblieben bin. bis ich mein Gate gefunden hatte, dauerte es bestimmt eine ganze Stunde ud ich kam mir vor wie auf einer Weltreise. In gewisser Weise stimmt das ja auch.

Mit fast 50 Minuten Verspätung haben wir Barcelona verlassen, und deshalb wurde es mit dem Anschluss in Madrid etwas knapp. Jetzt sitze ich aber glücklich und hundemüde im Flugzeug, in 20 Minuten sollen wir abheben. Dann kann ich endlich schlafen. Hoffentlich. leider ist es schon jetzt sostickig, dass
Ich hab's tatsächlich geschafft, bis 6.30h Ortszeit zu schlafen. Geweckt wurde ich vom Sonnenaufgang, leider hab ich das Spektakel nur von Weitem sehen können, weil mein Fenster nach Westen geht. Das erste, das ich bei vollem Tageslicht entdeckte, war wohl der Amazonas. Erst hab ich ihn für Meer gehalten, aber das kann von der Flugroute her nicht sein. Dieses Ungetüm von Fluss ist echt beeindruckend!

Gerade haben wir das Frühstück verspeist - kann man wrklich so viel essen?? Seit ich in Stuttgart losgeflogen bin, hab ich bestimmt schon 3 ware und 5 kalte Speisen zu mir genommen....
Draußen sieht man imMoment nur Wolken am laufenden Band. Die sehen aus wie ein einfarbiges Aquarellbild - alles verläuft ineinander, aber gleichzeitig sind eindeutig Konturen erkennbar. Am liebsten wäre ich jetzt ein Philadelphia-Engel.
In Sao Paulo hatte ich nochmal 2 Stunden Aufenthalt. Und falls ihr jemals nach Paraguay kommen wolltet, dan fliegt auf keinen Fall mit einer Fokker... Beim Start hat das Ding so gewackelt, dass man nichts anderes mehr gehört hat. Nicht mal die Durchsagen vom Pilot....
Trotzdem bin ich wohlbehalten in Asunción angekommen und sehr liebevoll mit Mittagessen und Kuchen im Kinderheim aufgenommen worden. Das jüngste Mädel ist mir gleich auf den Arm gesprungen und ich werde von allen tía Maresa (Tante Maresa) genannt. Daran muss ich mich erst noch gewöhnen... Vorhin hab ich mich gleich mal nützlich gemacht und mit einem der Mädels Mathe geübt. Für das, dass ich erstens in Mathe selber schlecht bin und zweitens ales auf spanisch erklären musste ging's echt gut.
Draußen sind bestimmt noch 30 Grad und die Mädels toben im Schwimmbecken. Heute abend werde ich meine Mitbringsel an die Frau bringen.
Falls mich mal jemand anrufen möchte: 00595 21 51 48 33
So. Jetzt will ich nicht gleich von Anfang an unhöflich sein die ganze Zeit vorm PC sitzen. Bis morgen.