Sonntag, November 14, 2004

12 de noviembre de 2004

So. Da bin ich wieder. Hab mir gerade selber nochmal durchgelesen, was ich schon alles erlebt hab. Ist ne ganze Menge...
Heute kam noch ein Erlebnis dazu. Ich war nämlich mit Hannah in der Innenstadt. Die ist mit der freiburger KaJo oder der Stuttgarter Königstraße absolut nicht zu vergleichen. Eigentlich wollten wir gar nicht in die Stadt, sondern nach Aregua, um uns Töpfersachen anzuschauen. Aber nachdem wir Ewigkeiten damit zubrachten, den richtigen Bus zu finden und dann resigniert aufgaben, hat uns doch die Einkaufswut gepackt. Jetzt sind wir beide um jeweils 2 Guampas reicher. Das sind die Gefäße, die hier am häufigsten gebraucht werden - nämlich Becher für Mate oder Terere. Die besonderen Löffel dazu (Bombillas) haben wir natürlich auch gekauft. Das sind Röhrle (Trink-/ Strohhalme), die unten einen löchrigen Löffel dranhaben. Zeig ich euch dann in Deutschland. Die Einkauferei war zwar auch schon interessant und eindrücklich (wir ham den Preis nämlich runtergehandelt...), aber was wirklich Spuren in mir zurückgelassen hat, ist das Viertel ums Regierungsgebäude. ERstens sollte man ja meinen, dass ein Regierungsgebäude streng bewacht wird. Ist nicht der Fall. Und zweitens sollte man meinen, dass ein solches Gebäude nicht unbedingt in direkter Nähe zu einem Slum steht. Das wiederum ist hier der Fall - besser noch, es steht eigentlich mitten in einem Slum. Dieser Kontrast ist soooo krass! Auf der einen Seite der Straße steht eines der prächtigsten Häuser im ganzen Land, auf der anderen Seite fallen unzählbar viele Wellblechhütten in sich zusammen und schneiden einem ganz tief ins Herz. Ich hab mir mit Hannah überlegt, wie es wäre, mal ein paar Tage bei Slumbewohnern zu Besuch zu sein, mal ein paar Tage mit ihnen zu leben und all das durchzumachen, was sie jeden Tag aufs Neue überstehen müssen. Manche Leute dort haben nicht einmal eine "feste" Behausung, sie "wohnen" unter Planen und mitten im Dreck. Ich hab ein paar Fotos davon geschossen und hoffe, ich kann sie bald irgendwo ins Netz stellen. Momentan kann ich sie nichtmal auf den PC laden, weil ich jetzt mit einem Linuxcompi arbeite, der die Foto-CD nicht erkennt.
Bei der Rückfahrt mit dem Bus waren wir richtig gut - wir sind nur etwa 200 Meter zu früh ausgestiegen. Nur vorsichtshalber. Außerhalb der Innenstadt gibt es hier keine Bushaltestellen. WEnn man einsteigen will, hält man den Bus per Handzeichen an, wenn man raus will, muss man irgendwas schreien (sonst hört's der Fahrer nicht, weil der Motor so dröhnt.) oder in hochmodernen, mindestens 20 Jahre alten Bussen die Stopptaste drücken. Eine so aufregende Busfahrt hatte ich vorher noch nie, und auch manche Art von Fahrgast war mir neu... So fuhr eine zeitlang zum Beispiel eine Henne auf dem Sitz vor mir mit. Und an jeder zweiten Ecke springen Straßenverkäufer auf und preisen ihre Waren an. Meistens handelt es sich dabei um Süßigkeiten oder Melonen. Die sehen so aus wie unsere Honigmelonen, aber wenn man einmal reingebissen hat, verzichtet man lieber auf die gelbe Köstlichkeit... brrrrr! Auch wenn man nicht Bus fährt, sondern Auto, hat man eigentlich nonstop die Möglichkeit, den Wocheneinkauf aus dem Auto heraus zu machen.
Von 15-21h (!) war in San Lorenzo Missionsgottesdienst. Das kann man vielleicht vergleichen mit einer Konferenz. Zumindest wird genauso viel geredet und gebetet und genauso langatmig ist es auch... Vielleicht hab ich das auch nur so empfunden, weil ich nicht sonderlich viel verstanden habe. Ich nehme an, dass es um die Mission in Paraguay und dem Rest der Welt ging. Um was soll es auch sonst gegangen sein, wenn es ein Missionstreffen war?! Einem Redner konnte ich überhaupt nicht folgen. Allerdings nicht, weil er irgendwie zu schnell oder kompliziert oder so geredet hätte - nein, weil er so komisch geredet hat. Ich musste immer aufpassen, dass ich nicht lache... Lasst euch den Mund mal ganz voll mit Spucke laufen und macht dann einen ch-Laut ganz vorne an den Zähnen. Das Geräusch, das dann entsteht, könnte der Sprache des Redners nahekommen. Hannah ist in der Pause zurück ins Hotel gefahren, schade! Aber in 2 Wochen kommt sie nochmal.
Um 22h waren wir dann wieder zuhause - die Mädels furchtbar aufgekratzt, ich selber hundemüde. Da diee Kombination nicht so gut zusammenpasst, hab ich schon das Schlimmste befürchtet, aber es lief alles glatt und um 22.30h war Ruhe.
Morgen mittag sind wir bei der Pastorenfamilie zum Essen eingeladen. Das heißt, wir bringen einen Teil des Essens mit und die "Gastgeber" stocken dann auf, sodass alle satt werden. Dort bleiben wir dann bis zum Gottesdienst - der Gemeinderaum ist direkt nebendran - und ich kann mich ein bisschen ausruhen. Aurora hat sonntags ihren freien Tag, damit sie in ihrem Haus nach dem Rechten sehen kann.
Ach ja, wollte euch noch fragen, ob ihr euch vorstellen könnt, eins der Mädels hier für ein Jahr zu "bepaten"? Das kann man auch zusammen als Gruppe machen oder als ganze Gemeinde und es kostet zwischen 10 und 100 Euro im Monat. Je nachdem, wieviel man geben möchte. So. Das war's mal wieder.

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