Mittwoch, November 10, 2004

Nachdem ich hier gestern abend wegen eines richtigen Unwetters mit Blitz und Donner nichts reinschreiben konnte (da muss man wegen Stromausfallgefahr alle elektrischen Geräte ausschalten) habe ich jetzt etwas Zeit, um euch zu berichten, was solos war in den letzten paar Stunden.
Gestern abend, also während des Gewitters, waren die Pastoren der Gemeinde zum Männerklatsch da. Danach haben sie mitten in die paraguayische Nacht hinaus Lobpreislieder geschmettert. Das war wirklich sehr nett – ich find’s einfach toll und bewundernswert, wie die Menschen hier zu ihrem Glauben stehen und die Verkündigung vor alles andere stellen!
Es hat die ganze Nacht durchgeregnet, auch jetzt ist es noch nicht trocken. Da das Haus hier etwas arg windschief ist und auch sonst nicht von großer Baukunst zeugt, ist das Wasser überall reingelaufen... Mittlerweile ist alles trockengelegt.
Während ich das hier schreibe, muss ich mit der einen Hand schreiben und mit der anderen meine dicke Backe halten… die hab ich in Deutschland riskiert, als ich nimmer zum Zahnarzt gegangen bin… Jetzt musste eine paraguyianische Zahnärztin alles flicken. Die Krone, die mir mein deutscher Zahnarzt machen wollte, war ihrer Meinung nach nur Geldmacherei. Statt 400 Euro in Deutschland muss ich hier nur ein Viertel davon bezahlen (und bekomm das dann von der Auslandskrankenversicherung wieder zurück). Leider sind die Spritzen nicht das, was ich gewöhnt bin, und so tut’s jetzt ziemlich weh. Aber das Erlebnis „Zahnarzt“ ist alle Schmerzen wert! Man kommt sich vor wie auf dem Flur, alles ist riesengroß, aber es steht trotzdem nur ein einziger Zahnarztstuhl im Raum. Als die einzige Frau, die mit mir im Zimmer war, alles Nötige vorbereitet hatte, fragte ich mich, wo denn bloß der Zahnarzt bleibt. Auf den musste ich aber gar nimmer warten, weil Zahnarzt und Helferin hier dieselbe Person ist. Das heißt, dass Termine auch während der Behandlung am Telefon vereinbart werden – mit der einen Hand hält man das Telefon, mit der anderen den Bohrer….
Jens und Christiane konnten mich leider nicht vom Zahnarzt abholen. Deshalb musste ich ein Taxi nehmen. Ich dachte mir, dass das eigentlich einfach sein müsste. Schließlich muss der Fahrer nur die Adresse wissen und dann losfahren. Allerdings hab ich bei diesem Gedankengang vergessen, dass es hier kein ordentliches Straßensystem gibt, sondern nur ein völlig unüberschaubares Wirrwarr von Straßen, zum Teil ohne Namen. Also hatte der Fahrer enorme Mühe, mich an der richtigen Stelle abzusetzen… Leider konnte ich ihm auch nicht wirklich behilflich sein, weil ich meinen Orientierungssinn erstens daheim gelassen hatte und zweitens sowieso noch nie eine so komplizierte Strecke fahren musste. Letztlich war ich für etwa 10km über 45 Minuten unterwegs und musste 40000 Gouiranie hinblättern. Für hiesige Verhältnisse ist das ein kleines Vermögen. Dafür kenn ich jetzt mindestens die halbe Stadt...
Ach ja, bevor ich’s vergesse: ich soll allen Freiburgern gaaaaanz liebe Grüße von Hannah sagen – ihr geht’s gut und wir sehen uns am Wochenende.
So. Jetzt klingelt’s an der Tür. Ich schreib heut abend weiter.

2 Kommentare:

Matthias Mohr hat gesagt…

Liebe Maresa, ich bin ja echt beeindruckt, was du hier ablieferst, echt coole Sache der Blog, vielen Dank für den Einblick in ein fernes Land. Ich wünsch dir alles Gute für dein Zahn. Bis denn!

Maresa hat gesagt…

Ach weißt du, dieses Tagebuch ist für mich einfach auch ne gute Möglichkeit,das ERlebte zu verarbeiten. Würd ich's net aufschreiben, würd ich's vergessen... Kannst dir ja mal ne Scheibe abschneiden (-;