Montag, November 08, 2004

7 de noviembre 2004

Bitte schreibt mir! Hab heute ganz besonders gemerkt, dass ich Kontakt nach zuhause brauch! Vorhin hat mich fast die Heulerei gepackt, weil mir das viele Neue hier gerade etwas zuviel wird. Jeden Tag neue Leute kennenlernen, die alle dieselben Fragen stellen, jeden Tag sich einen neuen Weg mit dem Auto merken, und das ohne Verkehrsschilder, jeden Tag neue Aufgaben, die ich während Jens' und Christianes Deutschlandaufenthalt erledigen muss undundund. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass die beiden gar nicht merken, dass ich etwas überfordert bin. Schließlich läuft das auch alles auf spanisch ab.
Naja, genug der Jammerei - das gibt sich schon alles. Trotz allem war der Tag heute richtig schön - wir hatten den ganzen Tag Sonne, blauen Himmel und angenehme Temperaturen. Jeden ersten Sonntag im Monat können die Eltern der Mädels kommen, um ihre Kinder zu besuchen. Wie sonst wahrscheinlich auch, war es heute für die Mädels wieder sehr spannend, wer überhaupt kommt. Nach dem Besuch haben wir gegrillt. Allerdings darf man sich das nicht so vorstellen, wie man es aus Deutschland gewöhnt ist... hier bekommt man kein zierliches Steak auf den Teller, sondern gleich ein halbes Schwein (oder eher ein halbes Rind, weil Schweinefleisch hier nicht so oft gegessen wird). Dazu gibt es weder Senf noch Ketchup noch sonstwas. Für mich war das echt gewöhnungsbedürftig.
Nach der Mittagsruhe hab ich mir mit Christiane zwei Mädels geschnappt, um ein bisschen umdie Häuser zu ziehen. Diese Gelegenheit hat Christiane dann gleich genutzt, um mir den Weg zum REAL zu zeigen (ist zwar auch ein Supermarkt, aber nicht mit dem deutschen Real zu vergleichen!). In diesem Laden wird immer der wöchentliche Großeinkauf getätigt, und ab nächster Woche ist das mein Job. Von der Auswahl her lässt sich der REAL vielleicht amEhesten noch mit einem französischen Supermarkt vergleichen- es gibt schlicht und ergreifend alles. Bisher fand ich die Getreide- und Pastatheke am Interessantesten. Da gibt es keine abgepackten 500g Nudeltüten und auch kein Mehl, sowie man es bei uns kennt. Nein, hier gibt es noch riesengroße Getreidesäcke (erinnert ihr euch an den Film "Amélie"?), in denen jeder nach Herzenslust herumwühlt und sich die besten Körner raussucht. Auch Zucker und Tee werden so verkauft. Ich freu mich schon drauf,wenn ich mich dort das erste Mal austoben darf!
Nach demEinkaufsspaziergang sind wir bald zum Gottesdienst aufgebrochen. Als ich die Godiräume betreten hab, hab ich mich fast etwas für unsere schönen neuen Räume bei den Freaks geschämt! In dem etwa 80m² großem Raum standen nur Plastikstühle, die Farbe ist nur so von den Wänden gebröckelt und das Lobpreisteam bestand aus 2 (nicht wirklich sehr guten) Sängern mit einer Gitarre, die man bei uns gerade noch als Brennholz verwenden würde... Mit all dem im Hinterkopf ging mir der Lobpreis sehr nahe. Ich hab mal wieder gemerkt, dass es Gott nicht darauf ankommt, wie perfekt die Musik ist, sondern wie "perfekt" unser Herz ist. Gottes Geist war da, auch wenn die Sänger schäps sangen, auch wenn sich die Gitarre immer mehr verstimmte! Ich hatte so den Eindruck, als ob sich die Herzen der Menschen immer mehr öffneten, sobald die Musik schlechter wurde. Mittlerweile kenn ich ja schon einige Gemeinden und war schon in den verschiedensten Gottesdiensten und Veranstaltungen. Aber eine so kleine Gemeinde, die soooo laut zu ihrem Gott singt, für ihn tanzt, springt und jubelt, das hab ich noch nie zuvor gesehen!! Vielleicht schaff ich's ja, den Lobpreis mal aufzunehmen, damit ihr das aich hören könnt. An solchen Gemeinden sollten wr uns wirklich ein Beispiel nehmen! Diese Gemeinde hat nicht einmal Geld, um sich einen Tageslichtprojektor zu kaufen. Sie haben auch keinen Diaprojektor. Sie haben nicht einmal Liedblätter. Mir ist hute wirklich aufgegangen, dass wir immernoch zu sehr aufs Finanzielle und die technische Ausstattung schauen, und viel zu wenig auf Gott! Für ihn zählt nicht, wie es sich anhört oder wie schön etwas aussieht, sondern für ihn zählt das, was er in unseren Herzen liest. Meinen wir es ernst? Singen, tanzen, beten... wir zu Gott, weil wir ihm so unsere Gefühle zeigen können, oder tun wir das, weil wir gelobt werden wollen oder einfach nicht auffallen wollen?
So. Jetzt könnt ihr erstmal darüber nachdenken. Ich selber geh solang mal ins Bett. Es wär wirklich toll, wenn sich der ein oder andere mal elden würde! Muss ja nicht hier im Webblog sein. Geht auch gut über Email oder Telefon. WEnn's bei euch 15.30h ist, dann ist es sehr geschickt zum Anrufen.

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